Von El Bolson nach Monte Aymond
Von El Bolson nach Monte Aymond
Als es von El Bolsón weiter ging, wusste ich, dass El Bolsón die Hippie-Hauptstadt von Argentinien gewesen war/ist. Wie in Deutschland ging das auf die 60ger und 70ger Jahre zurück. Ich hab jedenfalls davon wenig gemerkt.
Hatte die Region ein markantes Bergpanorama, so änderte sich das, als ich südlich von Epuyen auf die RP 71 abbog. Das markante Panorama von vorherwechselte in eine weitläufige Vorgebirgsregion mit Lupinen und Ginster wo immer man hinschaute. Ich war im Parque Nacional Los Alerces angekommen.
Was mir gut gefallen hat war, dass der Parque zwar touristisch ist, aber kein Vergleich mit dem Parque Nacional Nahuel Huapi. Ich hab zwar eine Delegation der weißen Flotte auf einem Campingplatz gesehen und 2 oder 3 Busse, das war es aber auch schon. Hier tummeln sich Wanderer, Radfahrer, Angler und Wassersportler. Der erste größere See ist der Lago Rivadavia mit Cholila. Hab dort eine argentinische Form von Berlinern gekauft, echt lecker!
Ich war von dem Lago Futalaufquen sichtlich beeindruckt. Wanderwege, Picknickplätze, geniale Aussicht und das alles auf 500 m.a.s.l. In der Vorsaison war hier nicht viel los. Mein Versuch einer Wanderung bei der Villa Futalaufquen hab ich auf 5 km begrenzt, denn wenn ich es richtig verstanden habe, dann wäre die andere Option 50 km gewesen
Über Trevelin ging es weiter Richtung Süden. Ich hab so wenig Zeit wie möglicg auf der RN40 verbracht und und habe es nie bereut. Ich verstehe diesen Hype auf die RN40 einfach nicht! Über die RP17 und später die RP44 fuhr ich in die Welt der mondänen argentinischen Viehzüchter ein. Riesige Estancia kann man von der Straße aus bewundern. Diese sind malerisch in unsagbar große Weiden eingebettet, umrahmt von Hügeln, Seen und Flüssen.
Nach Corcovado kam ich mir dann ein wenig wie bei Yellowstone vor, dem US Film. Ich vermute mal, dass die Anzahl der Kühe pro km2 deutlich grösser war, als die der Menschen, die hier lebten.
Irgendwann auf der Strecke ging es einen Pass hoch und aus den bewaldeten Viehweiden wurde eine Hochebene, die im Westen von den Anden und Chile begrenzt wurde. Im Osten schien diese Hochebene einfacg so weiter zu gehen. Ich sah kein Ende am Horizont.
Bis zum Lago Palena bzw Vintter begegneten mir 4 Autos und 1 Motorrad. Je näher ich dem Lago Palena kam, desto weniger Tiere und Menschen gab es, dafür aber mehr und mehr Bäume und Steine. Der Wald hier oben war von Menschenhand gepflanzt worden, so akribisch gerade wie die Pinienreihen in dieser unberührten Natur standen.
Der Stellplatz am Lago Palena war atemberaubend. Am 2. Tag stellte ich fest, dass ich für über 4 Stunden kein von Menschen erzeugtes Geräusch gehört hatte. Ich saß einfach nur da und wartete auf das erste Auto oder Motorrad. Nur in Grönland hatte ich so etwas schon einmal erlebt.
In den Bergen waren die Abende zwar bis 21:00 hell, aber so ab 19:00 blies ein kalter ekliger Wind von Westen. Auch so am Lago Palena.
Als ich dann am 2. Morgen 15 Minuten brauchte, um die Windschutzscheibe von Eis zu befreien, wusste ich, dass es Zeit war ins Flachland und Richtung Atlantik zu fahren.
So ging es entlang der RP19 zur RN40 bei Gobernador Costa. Ich hatte vorher nichts von dem Ort gehört und hab ihn eigentlich auch gleich wieder vergessen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
War die RN40 am Anfang des Tages perfekt geteert gewesen, so erwartete mich bei Los Tamariscos eine Überraschung. Einmal ein Schild, das auf Schäden auf den nächsten 50 km hinwies und zweitens ein Mann, der wild gestikulierend neben seinem WoMo stand. Ich musste anhalten, denn knappe 20 m vor ihm, 5 m vor mir, hatte es riesige tiefe Schlaglöcher. Er machte mir klar, dass ich sehr langsam fahren musste, denn es würde nicht besser werden.
Innerlich lächelnd fuhr ich weiter. Aber der Mann hatte so etwas von Recht gehabt. Die nächsten 50 km dauerten eine kleine Ewigkeit, obwohl es nur 2 Stunden waren. Es wechselten sich einigermaßen gute Asphaltstücke mit unsagbar vielen und großen Schlaglöcher ab. Das war für mich die mit Abstand übelste Variante einer Straße. Es gab sogar eine Schotterpiste 50 m neben der RN40, bloß die hatte ich nicht genommen. Ach ja, ich war auf der neuen RN40 unterwegs. Die alte RN40 verläuft weiter im Westen. Hätte die wohl eher nehmen sollen.
Ich würde sagen, dass die Schotterstrecke der RN40 zwischen Bardas Blancas und der Laguna Coipo Lauquen deutlich einfacher zu fahren gewesen war.
An diesem Tag kam ich ziemlich fertig in Sarmiento an. Für 370 km hatte ich circa 6 Stunden gebraucht. Der Stellplatz am Lago Musters, zweitgrößter See Südamerikas, war schön. Direkt am Kies-Ufer, hinter ein paar Bäumen.
So gegen 19:00 verschwanden die letzten Einheimischen und ich war mal wieder alleine auf weiter Flur. Aber es hatte noch 20 Grad. Auch setzte der übliche Wind etwas später ein. Aber als der Wind dann einsetzte, bliess er bis zum nächsten Morgen. Starke Böen schüttelten das WoMo durch und bescherten mir eine schwere Nacht. Ich war schon um 6:00 wach, denn der Wind gönnte mir keinen geruhsamen Schlaf.
Um 9:00 gab ich auf und fuhr zum Bosque Petrificado Sarmiento. Der kleien Prk lag fast auf dem Weg und so schaute ich mir versteinerte Bäume in einem ehemaligen Jura Meer an. Sah wie der ganz kleine Bruder vom Parque Provincial Ischigualasto aus.
War ganz nett, aber auch nicht der Burner. Interessanter fand ich die Guanacos und meinen ersten Nandu. Ich versuchte die Nandu Familie mit der Drohne in diesem großen Nichts zu finden. Obwohl ich keine 4 Minuten brauchte, bis die Drohen auf Suche ging. Ich hatte keine Chance.
Auf der RN26 ging es dann vorbei an Fracking Feldern von YPF nach Comodoro Rivadavia. Die ganze Landschaft zwischen der RN40 und der Atlantikküste war eher monoton und die Fracking-Felder machten es nicht besser. Heute weiß ich, dass die Argentinier diese Region die Estepa nennen, die Steppe. Und Comodoro Rivadavia, als auch später Caleta Olivia, sind funktionale Städte. Nicht wirklich schön, haben aber alles, was man zum Leben braucht. Bleiben wollte ich aber hier auch nicht.
Ich war in der Santa Cruz Provinz angekommen. Nach Buenos Aires ist Santa Cruz die zweitgrößte Provinz Argentiniens, bezogen auf die Fläche. Auf einer Fläche von 243'943 km² leben hier ca. 275'000 Einwohner. Von denen leben 240'000 Einwohner verteilt auf die 10 Städte, denn mehr gibt es nicht. Damit ist der Großteil der Provinz menschenleer. Und in den nächsten Tagen sah ich diese gähnende Leere.
Auf der RN3 ging es Richtung Süden weiter. Ich würde sagen, dass war bis jetzt die Straße mit dem meisten Verkehr, hauptsächlich LKW und Pickups. Mein Tross quälte sich teilweise mit nur 40 kmh hinter einem alten LKW jeden Hügel hoch. Da besserten auch die endlosen Strände, die sich keine 100 m links von mir befanden, meine Stimmung nicht auf.
Aber die Seelöwen beim Mirante de Lobos Marinhos retteten meinen Tag. Gutes Wetter und ich stand keine 50 m von den Seelöwen weg. Die alte RN3 schützt einen ein wenig vor dem Wind und dem LKW Lärm, aber nicht wirklich viel.
Mit Ute und Stefan hatte ich ausgemacht eine Bootsfahrt auf die Isla Pinguino zu machen. Mit Darwin Expediciones sollte es von Porto Deseado aus losgehen. Porto Deseado ist eine der großen Städte mit seinen ca. 15'000 Einwohnern, die hauptsächlich vom Tourismus und Fischfang leben. Ich vermute mal, dass ohne den Parque Marino Isla Pingüino sonst kein Tourist hier mit Absicht hinkommen würde!
Über die Tour zur Parque Marino Isla Pingüino mache ich einen separaten Beitrag.
Als es dann weiter ging, wollte ich mir auf dem Weg nach Feuerland die 125 km bis zur RN3 sparen und hab mir einen Stellplatz an der Küste gesucht. Um genau zu sein, an der Bahía Laura. Dafür konnte ich auf die RP47 ausweichen
Ich war positiv erstaunt über die Qualität der RP47. Mit bis zu 80 kmh ging es durch das Nirgendwo. Ab und zu kam ein Hinweisschild auf eine Estancia , aber selbst wenn man dem Schild 2-3 km nach fährt, sieht man keine Häuser. Ab und zu steht dann so etwas wie 25 km bis zur Estancia
Nach 76 km waren sich Google Maps und LocusMaps einig, sollte ich links abbiegen auf die RP64, Richtung Laguna Dulce. Dann gab es nach einer kleinen Ewigkeit, die man so für 20 km auf Schotterpiste braucht, eine Überraschung. Ich vermute mal ein Estancia-Besitzer hatte beschlossen, dass es seine Straße sei und hier nicht weiter gehen sollte. Er hatte sein Gatter mit einem massiven Vorhängeschloss verriegelt. Eine Flex hatte ich nicht dabei!
LocusMap im Offline Mode ging damals bei mir nicht. Google Maps meinte, ich sollte einen Umweg von 40 km fahren, ca. 1 Stunde. Aber nach ca. 15 km gab es ein Déjà-vu. Entweder der selbe Besitzer, oder ein Anderer. Jedenfalls ging es nicht weiter. Frustriert fuhr ich die 32 km zurück zur RP47.
Ich hatte die Lust auf Bahía Laura verloren. IOverlander Stellplätze an diesem Abschnitt der Küste waren Mangelware, meine Experimentierlust war bei 0 und so fuhr ich auf der RP47 ca. 95 km bis zur RN3. Der einzige Unterschied zwischen der RP47 vor und nach dem Abbiegen war, dass ich durch eine merkwürdige 30 km Baustelle im Nichts fahren musste. Da es außer mir auf der ganzen Strecke kein einziges anderes Fahrzeug gegeben hatte, konnte ich mir aussuchen, auf welcher Spur ich Richtung Puerto San Julián fahren wollte. Ich wusste auch nie, welche "Fahrbahn" weiter gehen würde und welche nicht.
Die geteerten 100 km auf der RN3 waren dann ein Klacks und der erstbeste Stellplatz, Playa La Mina, war gut genug für mich. Von hier waren es noch 440 km bis zur Chilenischen Grenze.
Ich hatte meine Ruhe hier, gutes Wetter und widmete mich den Aufgaben, die so gemacht werden mussten.
Es gab nicht wirklich eine Alternative zur RN3, ob man sie jetzt mag, oder nicht! Ich wollte mir dann auf meiner Fahrt zur Grenze die anderen Küstenstädte in Santa Cruz ansehen. Ob jetzt Puerto San Julian, Puerto Santa Cruz oder Comandante Luis Piedrabuena, sie sind funktional und eher schmucklos. Für die lokalen "Attraktionen" würde ich nicht von der RN3 abbiegen, eher für Supermärkte und Tankstellen.
Eines meiner wenigen geplanten Highlights auf der Tour war der Besuch der Laguna del Carbon, dem tiefsten Punkt des Kontinents. Zur Abwechslung hatte ich mich sogar vorbereitet und wusste, dass ich mir in der Tourist Info von Puerto San Julian ein OK abholen musste. Nämlich weil das Gran Bajo de San Julián in Privatbesitzt ist. Nach 20 min in der Tourist Info bekam ich ein Absage. So etwas wie, im Moment ist dort zu viel Betrieb und Besucher sind nicht erwünscht.
Habe trotzdem am Mirador des Gran Bajo de San Julián angehalten, Bilder gemacht und bin dann langsam auf der RN3 weiter gefahren. Die Einfahrt zur TGS Planta San Julian war zwar offen, aber nach ca. 3 km hat mir ein Arbeiter freundlich klar gemacht, das ich jetzt wenden sollte. Bis hierhin und nicht weiter! Entlang der RN3 sind wirklich alle poentiellen Pisten unzugänglicgh gemacht worden. Selbst einen Parkplatz gab es nicht. Eine 20 km Wanderung von der RN3 zur Laguna hätte ich in Erwägung gezogen. Schade!
So ging es weiter. Mir fiel auf, dass es auf diesem Teil der RN3, keine weiteren Abfahrten gab, außer zu 2 "Städten", diversen Estancias und dem Parque Nacional Monte León. 330 km umzäunte Nationalstrße. Die wenigen Stellplätze sind ziemlich direkt an der RN3.
Das entspricht so etwa der Strecke vom Frankfurter Westkreuz bis nach Basel. Auf dieser Strecke dann aber nur 2 Städte und keine Autobahnkreuze oder Raststätten.
Nach dieser Tagestour in der monotonen Landschaft machte ich am Rio Gallegos, dem Fluss, an einem Stellplatz direkt am Fluss Feierabend machen.
Meine letzte Stadt in Argentinien auf dem Weg in den Süden sollte Rio Gallegos sein, Wäsche dort waschen lassen und am Atlantik, in der Nähe des Barco Marjory Glen , entspannen. Soviel zur Theorie.
Wie sagte der Mitarbeiter von VW so nett, wenn man so einen Rookie Fehler macht, dann muss ich froh sein, wenn die an einem Nachmittag meine kaputte Fahrertür repariert bekommen. Was hatte ich verkehrt gemacht?
An besagtem Wrack hatte es mir fast die Fahrertür abgerissen. Es war windig, hatte heftige Windböen und ich hatte das Dog.O.Mobil in den Wiig gestellt und nicht gegen den Wind. Als ich die Tür das erste mal aufmachte, ging noch alles gut. Beim 2. Mal erfasste eine dieser besagten Windböen die Tür, riss sie mir aus der Hand und es krachte unangenehm. Weiter konnte die Tür auch nicht aufgehen! Mit Leibeskräften versuchte ich die Tür zu schließen, machte selbst die Scheibe runter. Als der Wind kurz abflachte, konnte ich die Tür dann anlehnen, aber nicht schließen. Sie war verzogen und ein Gelenk war kaputt, gerissen. Mit defekter Tür, eine Hand am Lenkrad, die andere am Türgriff, fuhr ich 25 km, gegen den Wind, zum MB Servicepartner in Rio Gallegos. Der hatte zwar das Ersatzteil, aber war keine Werkstatt. VW, 500 m um die Ecke, hatte die Werkstatt und einen Verkäufer, der mir half die Reparatur zu organiseren. 3 Stunden später ging wieder alles.
Ich holte meine Wäsche wieder ab und fuhr zum Stellplatz am Rio Gallegos. Nächster Stopp würde die Grenze zu Chile sein.
Die Etappe

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Wann | Dez 2024 |
Status | Done / Visited |
Updated | 03. Oktober 2025 |
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