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Von Cuzco nach Lima

Von Cuzco nach Lima

Ich wollte nicht auf der Ruta 2S weiter nach Norden fahren, da ich noch einige Inkastätten besuchen und etwas mehr vom Land sehen wollte.

Ich wählte die Ruta 28B und die CU100. Die Ruta 28B ist Teil des Valle Sagrado de los Incas und von Pisac bis Urubamba wimmelt es nur so von Touristen, die nach Machu Pichu wollen.

Das hat den Vorteil, dass es neben den vielen Bussen auf der Straße auch viele Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und Tankstellen gibt.

Hier sah ich zum ersten mal an den Feuerstellen vor den Restaurants Cuy. In Peru sind Meerschweinchen ein beliebtes Nahrungsmittel, besonders in den Anden. Sie wurden wie ein Hähnchen am Stück zubereitet und serviert, beispielsweise als "Cuy chactado". Ich war mir nicht sicher was es ist und ergriff nicht die Gelegenheit beim Schopf. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich wohl in den kommenden Wochen Cuy probieren. Denn auf dem Weg zum Pazifik hatte ich es nicht wieder gesehen.

Erst in Ollantaytambo riss der Strom der Fahrzeuge samt Insassen ab. Es ging hoch in die Berge und die Straße schlängelte sich am Nevado Veronica vorbei. Ich hatte weniger Glück, denn hinter Phiry stand ich für 2 Stunden in einer Vollsperrung. Ein Unfall!

Der Tag hatte mit Regen begonnen und wurde nicht besser. Abends gegen 18:00 stand ich im Nebel auf dem Alfamayo Mirador. Aussicht gleich Null, aber der Verkehr hielt sich in Grenzen.

Morgens um 9:30 standen Down Hill Biker neben dem Dog.O.Mobil. Eine Gruppe von 15 Leuten war mit dem Bus auf 4'000 m hochgefahren und wollte entlang der Ruta 28B bis nach Santa Maria (liegt auf knapp 1'000 m) runterfahren. Dort, wo ich auf der Straße bleiben musste, gab es einige steile Abkürzungen. Auf dem Weg nach Santa Maria sah ich noch einige dieser geführten Touren.

Die Abfahrt auf der gut geteerten Ruta 28B war auch bei bescheidenem Wetter ein Erlebnis. Das Bergpanorama war trotz Wolken sehenswert und der Blick in die Tiefe ließ mir so manchen Schauer über den Rücken laufen.

Die wenigen größeren Orte hatten sich auf den Tourismus eingestellt und man bekommt die üblichen Urlaubsgeschenke angeboten.

Nach dem Tanken ging es in Santa Maria auf die CU100, die ersten Kilometer waren geteert und ich fuhr hinter einem Kleinwagen her. Es ging an der Hangschulter entlang, während unten im Tal der Rio Vilcabamba floss.

Bäume wechselten sich mit Bananenstauden ab. Regelmässig musste ich Sturzbäche durchqueren oder über schmale Brücken fahren.

Es ging permanent bergauf, aber die Piste war bis auf die Ortsdurchfahrten gut. Keine Ahnung wieso, aber die Ortsdurchfahrten waren zum teil unterirdisch. Es gab zwar viele Baustellen auf der Strecke, aber bis Vitcos kam ich gut voran. Es war ca. 13:00 und wenn es nicht so in Pucyura geschüttet hätte, dann hätte ich die kleine Wanderung nach Vitcos gemacht. 

So fuhr ich weiter. Bis zum Abra Chuquito (4'472 m.ü.M.) war es eine ziemlich enge, schlechte und anstrengende Piste. Die mir entgegenkommenden 7,5 to Lastwagen machten die Fahrt bei strömendem Regen auch nicht angenehmer. In Ccuyura war ein Viehmarkt und deshalb waren so viele LKWs auf der Strecke.

Erstaunlicherweise hatte nach Ccuyura die Piste vielen Serpentinen, aber war wieder gut befahrbar. Ab und zu konnte ich blauen Himmel sehen, aber meistens war es stark bewölkt. Insgesamt fuhr ich an diesem Tag über 3 Pässe, bis es bei Inkawasi langsam auf 2'000 m hinunter ging.

Schade war nur, dass nach Inkawasi die Piste wegen eines Erdrutsches gesperrt war. So verbrachte ich den Abend auf einem kleinen Parkplatz und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Der nchste Tag war ein neuer Tag, ein neuer Anfang, eine neue Möglichkeit, glücklich zu sein. Bei Tageslicht konnte ich aber auch das Ausmaß des Bergrutsches erkennen. Ca. 50 m Piste waren unter einem Schuttberg verschwunden.

Rechts ging es ca. 500 m ins Tal hinunter. Glück hatte ich mir immer anders vorgestellt.

Um 8:30 Uhr waren die Straßenarbeiter da und erklärten mir, dass ich in 4 Stunden weiterfahren könne. Außer mir warteten noch ein Fusco mit 7,5 to und einer mit 10 to in der Schlange. Um 12:00 hatten sie einen großen Teil der Straße repariert und es hiess jetzt um ca. 15:00 sollte es weiter gehen.

Als ich das sah, wurde mir ganz schlecht. Im Nachhinein war die Baustelle in Pallay Punch nur halb so dramatisch und ich war dann am See entlang weiter gefahren.

 Es schien nur einen Plan B zu geben. Den gleichen Weg zurück nach Cuzco (2 Tage) und einen Tag auf der Ruta 3S bis zu meinem geplanten Stellplatz am Complejo Arqueológico Curamba.

Um 15:30 fuhr dann ein 10m langer Fusco Truck als erster über die ausgebesserte Piste. Ohne Probleme. Ich ging zum Dog.O.Mobil und fuhr nach einem Hilux auf die andere Seite. Ich habe mir fast in die Hose gemacht, aber es war OK. -> siehe Video

Ohne zurückzuschauen ging es weiter, denn irgendwo musste ich ja übernachten. Bis San Fernando waren das Wetter und die CU100 gut und ich freute mich auf einen frühen Stopp.

Ein paar hundert Meter weiter gab es wieder einen beeindruckenden Wasserfall und von da an war die Straße für die nächsten Kilometer morastich mit tiefen Spurrillen. Das Dog.O.Mobil kam gut durch, aber bis zu meinem Stellplatz, einer alten Kaffeeplantage, dauerte es doch viel länger.

Ich war froh und dachte, ich hätte das Gröbste hinter mir. Was für eine Fehleinschätzung!

Am nächsten Tag fuhr ich 1 Stunde an Bananenplantagen entlang ins Tal des Rio Apurimac (1'060 mü.d.m). Eine wunderschöne Abfahrt durch eine Art Regenwald.

Auf der anderen Seite ging es wieder hinauf nach Taccmara Baja (ca. 3'800 m.ü.d.M.). Auf meiner Seite des Tales konnte ich die glänzenden Dächer von Pacapayata, San Fernando und Sillaplata im Grün der Berghänge erkennen. Ich parkte in einer Spitzkehre und konnte mich nicht von der Aussicht losreißen.

Als die Berge um mich herum in den Wolken verschwanden, sank auch die Temperatur auf 12 Grad, unten am Rio Apurima hatte es noch 25 Grad gehabt.

Es ging auf und ab, Nebel und Wolken wechselten sich ab, aber die Sicht war grandios. Aber der Blick in die Täler und Hänge änderte sich nicht mehr wirklich.

Nach über 3 Stunden erreichte ich den Complejo Arqueológico Curamba und war erschöpft. Auf dem nächsten Bild seht ihr die Strecke mit Höhenprofil, die ich auf Locus Maps gelpant hatte.

Mit LocusMap erzeugt

Nach einem Rundgang entspannte ich mich bei einem Pisco Sour ala MiBa, also ohne Eiweiss, dafür mit etwas Tonic.

Die Machu Pichu Tour entlang der Ruta 28B und CU100 würde ich als genial bezeichnen. Neben der Tour durch die Puna und über den Passo Agua Negra wohl die beste Tour bisher.

Es war Dienstagmorgen und am kommenden Montag würde ich meine Tochter Clara in Lima treffen. Es waren nur ca. 1'000 km und das sollte in 5 Tagen locker zu schaffen sein.  Über Andahuaylas und entlang der Ruta 30B ging es zum ersten Stellplatz in der Nähe des Bosque de Piedras. Durchschnittsgeschwindigkeit an diesem Tag ca. 60 km/h. In Andahuaylas bekam ich alles was ich brauchte und auf der Ruta 30B ging es die ersten 40 km durch Hirse- und Haferfelder bis auf 4'350 m Höhe.

Die nächsten 40 km waren eine Hochebene auf ca. 3'900 m und es hagelte und regnete so stark, dass ich eine Pause einlegen musste.  In einem Wohnmobil sitzt man hinten, trinkt einen Kaffee und hört dem Hagel auf das Dach trommeln.

In Pampachiri war das Wetter wieder schön und ich bog auf die Piste zum Bosque de Piedras ab. Dies ist der höchstgelegene Steinwald der Welt <Fläche: 6'815 Hektar, Höhe: 3'900 bis 4'546 m.ü.m>.

Es gibt eine Vielzahl von Pisten, die durch diese Bergregion führen und mein Stellplatz lag an einem Bach mittendrin. Neben der Aldea Pitufos Pampachiri gab es noch weitere Einstiegspunkte wie Chincana de Llancama, Cerro Pancula, Awkillaqta etc. Als ich vor dem Cerro Pancula stand, hatte ich die coole Idee, über die Piste durch den Steinwald direkt auf die Ruta 30A zu fahren. Das würde mir 2 Stunden Fahrzeit sparen.

Ich fand den Bosque de Piedras sehr beeindruckend, konnte aber wegen der Planänderung nicht alles sehen. Wenn ich nicht so unter Zeitdruck gestanden hätte, wäre ich gerne ein paar Tage geblieben. Es lohnt sich! Auf jeden Fall gibt es entlang der Piste verschiedene kleine Steinwälder, Lagunen, Felsformationen und andere Stellplätze, die nicht auf IOverlander sind.

90% der Piste waren in einem super Zustand. Nur die letzten 4 km waren mal wieder eine Fahrt durch einen Steinbruch. Dafür entschädigten aber riesige Alpacca-Herden. An diesem Tag habe ich die größte Alpacca Herde Südamerikas gesehen.

Bis nach Puquio konnte ich auf dem nächsten Hochplateau (durchschnittliche Höhe 4'500 m) auch wieder Alpaccas bewundern. Aber wenn ich ehrlich bin, gab es sonst nicht viel zu sehen. Diese Hochebenen waren sehr dünn besiedelt und außer ein paar Restaurants am Straßenrand gab es kaum Ortschaften. Puquio (3'200 m.ü.M.) war die erste grössere Ortschaft nach Andahuaylas. Alles andere war nur eine Ansammlung von ein paar Häusern.

Was man auf jeden Fall mitbringen muss, ist Zeit. Entlang der 30B und 30A gab es sehr viele Baustellen. Wartezeiten von 5 Minuten bis zu einer Stunde.

55 km nach Puquio hatte ich den letzten Andenpass (4'155 m.ü.d.m) vor dem Pazifik erreicht. Bergauf auf einer einspurigen Straße mit vielen Serpentinen hinter schwer beladenen Lastwagen zu fahren ist wirklich anstrengend. Bergab nicht viel besser, denn wegen der Last geht es auch bergab nur im Schritttempo. Dazwischen gibt es immer wieder Lehrfahrten und die Jungs fahren, als wäre Niki Lauda aus Peru stammen. Kurven schneiden ist Standard und der LKW hat eigentlich immer Vorfahrt. Wem das noch nicht genug ist, der findet auf der Strecke auch noch LKWs, die halb auf der Straße, am liebsten in einer Kurve, Ersatzreifen montieren. Ich war ziemlich perplex, als ich das Ersatzrad von einem sah, Formal 1 Slicks wäre der treffende Ausdruck dafür.

Auf den nächsten Kilometern wechselte die Landschaft ihre Farbe. War bis hierhin Grün die Frabe gewesen, so wurde es jetzt Braun und Sandfarben

Ich war morgens um 9.30 Uhr losgefahren und hatte für diese Tagesetappe fast 8 Stunden gebraucht und noch über 700 km bis Lima vor mir. Von hier aus ging es nur noch bergab nach Nazca. 

Nasca war eine "lebendige Stadt. Viel Betrieb auf den Straßen. Parkplätze für einen 7m Sprinter Fehlanzeige. Brauchte ich aber auch nicht, hatte noch alles.

Auf der Ctra Panamericana Sur, aka Ruta 1S, ging es bei diesigem Wetter durch eine Dünenlandschaft zu den berühmten Nasca Linien. Da gefühlt jedes Fahrzeug ein LKW war und die PKWs deutlich in der Unterzahl waren, war von Sightseeing nicht viel zu sehen. Wer keinen Unfall will, achtet auf den Verkehr vor und hinter sich und natürlich auf die Schlaglöcher.

Die Ruta 1S kreuzt die Nasca-Linien und ein Aussichtsturm steht mitten im Nirgendwo und kostet nur 6 Sol.

Die Nasca-Linien sind über 1'000 riesige Geoglyphen, die am besten aus der Luft oder von einem der umliegenden Hügeln  in der Dünenlandschaft bei Nazca zu sehen sind. Als Urheber der Linien gelten die Paracas-Kultur und die Nazca-Kultur. So viel zurm Hintergrund

Von der Plattform aus konnte ich einige der Geoglyphen sehen, untermalt von den Geräuschen der vorbeifahrenden Lastwagen. Das Museum und die Toiletten wurden gerade renoviert und so war dieser Punkt in ca. 10 min abgehakt. Hätte ich nur eine Drohne, dachte ich mir.

Im Museum María Reiche  hätte ich mehr Informationen über die Studien der Wissenschaftlerin bekommen können. Sie hatte hier gelebt und ihre wichtigsten Studien zu den Nasca-Linien vor Ort durchgeführt. Aber es war geschlossen und so machte ich nur einen kleinen Abstecher nach San Jose zu einer verfallenen Kirche, die man besichtigen kann. Die Iglesia war für mich der interessanteste Ort in der Gegend. Leider war der Ort verschlafen und das einzige Restaurant geschlossen.

Nächste Station: Ica und die Laguna de Huacachina. Unterwegs gönne ich mir ein Pan Chicharrón und einen frisch gepressten Mandarinensaft. Pan Chicharrón ist gerilltes Schweinefleisch auf Brot mit viel Salsa, ähnlich dem Porqueta in Italien. Ich hätte mir zwei holen sollen, denn entlang der 1S fand ich an diesem Tag keinen weiteren Stand.

Ein paar Kilometer weiter, wurden ab einem Ort namens Santiago aus ein paar Fahrzeugen immer mehr und ich kroch nach Ica. Zum Glück war ich hellwach, denn entweder wurde links überholt, obwohl keine Lücke war, oder rechts auf dem Pannenstreifen. In Ica war dann kreatives Fahren angesagt. Ich hängte mich an einen LKW und machte das, was er machte. Genauso rücksichtsvoll wie der LKW!

Als ich dann nach Huacachina links abbiegen sollte, ging auf meiner Spur gar nichts mehr. Da ich nicht gerade für meine Wartefreudigkeit bekannt bin, gab ich auf, scherte aus und quetschte mich auf die Spur nach Lima. Und tatsächlich, 30 Minuten später, nördlich von Ica, wurde die 1S zweispurig und eine richtige Autobahn.

Nächster Halt sollte Pisco sein. Entlang der Ctra Panamericana Sur tauchen zunächst links und rechts merkwürdige riesige Zelte auf. Dann, hinter Pozo Santo, versteckt hinter hohen Mauern, die ersten Weingüter. Aber alle abgeriegelt mit Toren und Sicherheitspersonal.

Und dann kamen Urb Casalla und Pisco.  An der Straße standen die ersten Läden und Restaurants, in denen man Wein und Pisco kaufen konnte. Und es wurden immer mehr, aber es wurde auch langsam 17:30 und dunkel. Ich brauchte einen Parkplatz. Erst um 18:30 Uhr fand ich ihn bei Cerro Azul. Stellplatz direkt am Pazifik, keine Ortschaft im Rücken und ein Berg zwischen mir und der Ruta 1S.

Warum nicht vorher? Entweder verlief die 1S über Kilometer auf einer Klippe oder war keine 300 m vom Pazifik entfernt. Ich hätte mich zwar an den Strand stellen können, aber eine ruhige Nacht wäre das nicht geworden.

Die letzten 200 km nach Lima waren einfach und ich parkte das Dog.O.Mobil in einer Seitenstraße neben meinem Hotel, dem Ramada Encore - Lima San Isidro. Das ist keine Werbung, aber wie einfach ist es einen Van in ener Grossstadt zu parken. Mein 7 m langer Sprinter passt gut auf einen der Parkplätze und an einem Sonntagnachmittag war es kein Problem, einen Freien zu finden. Der Sicherheitsdienst des Hotels sagte mir, dass er ein Auge auf meinen Van haben würde und das die Gegend sicher sei.

Ich muss noch erwähnen, dass ich an diesem Sonntag in Lima die beste Parrilla Südamerikas gegessen habe. Das La Carreta hatte das perfekte Ambiente und eine Parrilla, die nicht zu Tode gekocht und nicht zäh war. Das will was heißen, denn meine vorherigen 4 Versuche waren wirklich keine Offenbarung gewesen.

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