Richtung Ende - Süd Kolumbien bis Medellin
Richtung Ende - Süd Kolumbien bis Medellin
An der Grenze zwischen Ecuador und Kolumbien, in Puente Internacional de Rumichaca, habe ich die meiste Zeit damit verbracht einen Parkplatz auf der ekuadorischen Seite zu finden.
Migraciones hatte eine kleine Schlange und Adounas gar keine. Weiter nach Kolumbien und vorbei an Verkäufern von SOAT und SIM Karten und einem desinteressierten Zöllner
Auf der kolumbianischen Seite meinte ein anderer Zöllner ich sollte mich direkt neben Adouanes und hinter die Absperrung stellen. Gesagt getan, zu Migraciones und den Stempel abgeholt. Dann suchte ich bei den Verkaufsständen den Laden, den Hans empfohlen hatte. Es war der Zweite und Richard füllte das Formular für 25 USD in 15 min aus. Relativ schnell sah ich meinen Fehler, aber hinterher ist man immer schlauer.
Ich bekam eine Email von
Mit COP und einem SIM ausgestattet ging es zu Olga Mejia von Multiseguros OMC. Obwohl ich ihr alles per Email vorher geschickt hatte und eigentlich nur bar bezahlen wollte, verbrachte ich die nächste Stunde dabei den Damen bei der Erstellung meines 30 Tage SOAT für Kolumbien zuzusehen. Es kostete 120'000 COP
Ich hatte mir vorher noch auf der Plaza 20 de Julio ein paar Chorizos geholt, sonst hätte ich Hunger geschoben. Wer etwas braucht, in Ipiales findet man es. Vom Supermarkt, Bank bis zum Schuhgeschäft gibt es hier alles.
Da ich keinen brauchbaren Stellplatz um Ipiales gefunden hatte und es schon fast 16:00 war, musste das Santuario de Nuestra Señora del Rosario de Las Lajas ausfallen, denn ich wollte in Pasto übernachten.
Auf einer perfekten Autobahn ging es dann in 2 Stunden bei leichtem Regen nach Pasto.
Der Abend wurde nicht besser und es sollte am nächsten Tag noch einige Stunden Regnen. Der Hauptunterschied war, dass es nach Pasto Temperaturen über 30 Grad hatte und es nach der halben Strecke nach Popayán eine Fahrt durch den Regenwald wurde.
Von Pasto nach Popayán dauerte meine Fahrt über 6 Std und außer viel Wald, Bergen, schroffen Tälern und ein paar Ortschaften hatte ich nicht viel gesehen. Aus der schönen Autobahn war eine schlichte, aber gute Straße geworden
Auf der Strecke gönnte ich dem Dog.O.Mobil dann auch seine 2. Außenwäsche. 4 Kolumbianer entfernten den Schlamm aus dem PN Angel und brachten den Van auf Hochglanz für nur 40'000 COP.
Pasto war eine schlichte funktionale Stadt, nicht wirklich schön. Popayán, entlang der Panamericana, sah ähnlich aus. In die Altstadt selbst ging ich nicht.
Als ich an dem Abend in der Finca La Bonanza "Chez KIKA" ankam, war ich ausgelutscht. Es war das erste Mal, dass ich Overlander wieder traf, die ich vorher in Cuzco oder der Finca Sommerwind schon mal getroffen hatte.
Kika und Anouar betreiben das Camping und nebenbei das beste marokkanische Restaurant in Südamerika.
Eigentlich wollte ich am 2. Tag einen Abstecher zu einer Rum-Destillerie in Silvia machen. Aber aus meinem Besuch bei der Tienda artesanal indígena Tsatsø ya wurde nichts, denn die ELN hatte zu Anschlägen auf Polizeistationen aufgerufen und Kika empfahl allen auf dem Camping zu bleiben.
Ich kannte die ELN nicht, sondern nur die FARC , aber nahm ihren Rat Ernst und benutzte den Tag um meinen Sprinter im Inneren vom Matsch zu säubern und mich auf das marokkanische Abendessen vorzubereiten.
Auf dem Internet fand ich, dass der bewaffnete Konflikt in Kolumbien einer der längsten bewaffneten Konflikte der Welt ist. Offiziell begann er 1964 mit der Gründung der FARC und der ELN. Es gab dann im November 2016, nach einigen Schwierigkeiten eine endgültige Vereinbarung zur Beendigung des Konflikts, aber nur mit der FARC. Status heute ist, dass der Konflikt noch immer aktiv ist und ich solche Nachrichten las
"Die kolumbianische Regierung und die als FARC bekannte Rebellengruppe unterzeichneten am Montag einen dreimonatigen Waffenstillstand und nahmen offiziell Friedensgespräche auf. Präsident Gustavo Petro versucht damit, seine Pläne zur Befriedung ländlicher Gebiete im Vorfeld der Ende Oktober stattfindenden Regionalwahlen zu unterstützen."
Oder
"Die kolumbianische Regierung unterzeichnete im Juni einen sechsmonatigen Waffenstillstand mit der Nationalen Befreiungsarmee, der größten verbliebenen Guerillagruppe des Landes. Doch die Gespräche mit dem Golf-Clan, der zweitgrößten bewaffneten Gruppe des Landes, scheiterten Anfang des Jahres, als das Militär gegen den illegalen Bergbau in einer von dieser Organisation kontrollierten Region vorging."
Gemerkt hatte ich bis jetzt nichts davon und würde auch nichts an den nächsten Wochen davon merken.
Außerdem realisierte ich nach 9 Monaten, dass ich in rund 3 Wochen in Cartagena sein musste. Für die direkte Strecke plante Google nur ca. 1'300 km, aber eine Fahrzeit von 22 Stunden. Wollte ich Cali, Bogota und Medellín anfahren waren es 1'700 km und 32 Std Fahrzeit.
Ich musste mir einen Kompromiss einfallen lassen, denn ich wollte auf jeden Fall ein paar Tage in Cali, Medellín und an einem Karibik-Strand zubringen. Außerdem eine Kaffee-Tour und wenn möglich eine Kakao-Tour.
Für meine Kakao Tour schwebte mir Cinco Cacao vor. Für Kaffe hatte ich mir Finca Café Tío Conejo oder Café Historias Tour Cafetero ausgesucht
Nach einem Stopp in Silvia, wollte eigentlich einen Ron Artesanal kaufen, geworden ist es aber ein Whiskey. Durfte morgens um 10:00 schon 3 unterschiedliche Schnäpse probieren in der Tienda artesanal indígena Tsatsø ya. Einen Dank an Kika, denn die Tenienta produziert wirklich leckeren Ron und Whiskey.
Im Anschluss ging es nach Cali.
Tagestemperatur gegen 12:00 war so ca. 32 Grad und bis zur Peaje Villa Rica lief es gut. Von dort, über Cali zu meinem Stellplatz am Hotel Villa Bosco, dauerte es dann über 2 Stunden. Vollsperrung und ungeheuer viel Verkehr in Cali. Cali unterscheidet sich in den Randbezirken von vielen südamerikanischen Städten. Modern, sauber und in gutem Zustand.
Und am Sonntag ging es dann nach Cali rein. Bis jetzt war es mir noch nie so schwer gefallen eine Meinung zu formulieren.
Mal ein paar Fakten. Cali ist die Hauptstadt des kolumbianischen Departamentos Valle del Cauca und nach der Einwohnerzahl (ca 2.5 mio in der Stadt und ca. 3.2 mio in der Region) drittgrößte Stadt von Kolumbien. Cali wurde 1536 gegründet und ist damit eine der ältesten Städte Amerikas. Cali liegt auf ca. 1'000 m.ü.d.m am Zusammenfluss des Río Cali und Río Cauca. Es war schwülwarm an meinem Tag und hatte so um die 32 Grad.
War Cali früher eine gefährlich Stadt, so tauchte sie in 2025 nicht mehr unter den 20 gefährlichsten Städte der Welt auf.
Vielleicht sollte ich noch etwas Positives erwähnen, zum Beispiel, daß Cali der Geburtsort des Salsa ist.
Ich hatte mir meine Tour auf Komoot zusammengebaut und es fing mit einem Spaziergang entlang des Río Cali und Besuch des Katzenparks an.
Bei 32 Grad sparte mich mir den Besuch des Cerro de Las Tres Cruces. Durch das Barrio San Antonio ging es hoch in den Parque San Antonio. Neben der guten Aussicht hat man auch einen guten Handyempfang hier oben, so viele Antennen und Stromgeneratoren wie hier oben stehen.
Im Barrio Navarro-La Chanca schaute ich mir an, wo die Einheimischen leben. Und überlegte mir, ob ich zur Plaza de Cayzedo oder mir die Galería Alameda wegen lokalen Spezialitäten ansehen sollte. Ich wollte auf jeden Fall ausprobieren
- Cholado ist ein Früchte-Eisbecher
- Lulada - Ein Getränk das aus Lulo, auch Quitotomate genannt, Limettensaft, Wasser/Kondensmilch und Zucker zum Süßen zubereitet wird
- Arepa - Arepa ist eine Art Döner aus Maisteig mit Fleisch, Salat und Saucen.
Ich ging schließlich Richtung Plaza de Cayzedo. Das Erste was mir ins Auge stach, waren die Armen, die am Straßenrand saßen bzw schliefen. Je näher ich der Iglesia Santa Rosa de Lima kam, desto vermüllter wurde es. Für mich war es dann eine neue Erfahrung, als ein Farbiger auf der Carrera 10 zwei Flaschen kaputt schlug und brüllend auf einen anderen Farbigen zustürzte, der ein verdammt langes Messer in der Hand hielt. Der Verkehr fuhr unbeirrt weiter und die 2 Polizisten, die keine 40 m Weg standen, interessierte es auch nicht, dass die Zwei dabei waren sich abzustechen. Es schien nur ein paar Schaulustige wie mich zu interessieren, sonst niemanden.
Ich ging weiter zur Plaza de Cayzedo. Die Plazas waren in den meisten Städten ein Highlight, nicht in Cali, jedenfalls für mich! Mir fielen eher die älteren Prostituierten auf, die Freier suchten. In der näheren Umgebung sah ich dann auch die Stundenhotels. Das Centro war eher schmuddelig und die paar Junkies, die herumlümmelten, machten es nicht besser. Mittlerweile war es Mittag geworden und ich wollte etwas Essen. Im Centro konnte ich frittierte Hähnchen, Papas Rellenas und Empanadas kaufen. Gemütlich hinsetzen war nicht wirklich möglich.
Mich zog es ins Barrio Granada mit seinen Restaurants. Auf dem Weg dorthin versuchte ich im Centro Comercial Centenario einen Objektivdeckel zu kaufen. Aber in Cali waren viele Geschäfte an einem Sonntag zu. Ich erwähne das nur, weil am Sonntag gegen 12:30 eine katholische Messe im Foyer des Malls abgehalten wurde.
In der Cantina La 15 Granada gönnte ich mir für viel Geld ein paar Tacos und ein Bier. Granada würde ich eher ein gehobenes Quartier nennen, aber auch hier sah ich einen Armen in der Gosse neben dem Starbucks schlafen.
War ich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, oder war das Centro von Cali eine neue Erfahrung für mich in Südamerika geworden. Jedenfalls konnte ich mich im Anschluss nicht dazu aufraffen zur Galería Alameda zu fahren.
Für die nächste Woche hatte ich mir vorgenommen eine Cacao und Kaffee Tour in der Eje Cafetero
zu machen, der sogenannten Kaffee Achse Kolumbiens. 4 Fahrstunden nördlich von Cali liegt Armenia und das Departamento Quindío. Hier wurde ich fündig. Ich sollte sagen, das es unendliche viele Optionen gibt.
Erster Stopp war Armenia, die Hauptstadt vom Departamento Quindío. Die Stadt war eingebettet in eine wunderschöne Landschaft und war mit seinen ca. 320'000 Einwohnern eher als funktional zu bezeichnen. Zum Einkaufen perfekt, aber sonst eher langweilig. Die letzten 7 km zu Finca Evelyza waren etwas holprig und die einzige Piste auf den fast 300 km.
Die Cacao Tour (80'000 COP in EN) war Klasse. 3 Stunden Informationen und Cacao Gefühle. David und Karol gaben sich wirklich Mühe ihre Besucher vom Cacao zu begeistern. Die Finca existiert seit 15 Jahren und ist nur 1.5 ha groß, aber die Beiden tun viel um die Führung so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten.
Neben Cacao gibt es Bananen, Avocado und andere Früchte zu sehen. Kolibris flogen um einen herum, als wir aus der Bohne dann eine essbare Schokolade machten. Zwar war der Parkplatz schief, aber ich bin über Nacht dort geblieben.
Meinen Kaffeestopp legte ich am nächsten Tag 20 min nördlich von Armenia ein. Südlich von Salento liegt die Coffee Farm El Recuerdo .
War die Finca Evelyza familiengeführt und im Aufbruch, so war die Farm El Recuerdo ein funktionierender Tourismus Betrieb in einem Gebiet, wo jede zweite Farm eine Kaffee Tour anbietet. Das ist nicht schlecht, aber einfach ein Kontrast.
Meine Tour in EN war informativ und ich merkte, dass mein Guide, das studiert hatte. Ich bekam eine klasse Einführung in den Betrieb einer 4.5 ha Farm und wo sie sich von den Agrarbetrieben unterscheidet. Weniger Emotionen und mehr Fakten wurden hier für 45'000 COP geboten. Für 25'000 COP konnte ich hier stehen bleiben und weiteren Kaffee trinken.
I ch hatte gelernt, dass die "guten makellosen Bohnen" ins Ausland verkauft wurden und die Kolumbianer den Kaffee aus fehlerhaften Bohnen tranken. Zudem wurde der Kaffee als Filterkaffee gemacht und Espressomaschinen waren nicht oft zu sehen. Das änderte sich erst in Cartagena, wo es wirklich guten Kaffee zu trinken gab.
Und während ich so am Nachmittag vor mich hin chillte, kam der Besitzer vorbei und wir unterhielten uns über kolumbianische Spezialitäten. Zu meiner Liste kam
- Cranisado de cafe: kolumbianischer Eiskaffee
- Bandeja paisa - in einer traditionellen bandeja paisa sind rote Bohnen mit Schweinefleisch, weißer Reis, Hackfleisch, chicharrón, Spiegelei, Kochbanane (plátano maduro), Chorizo, arepa, Hogao-Soße, Blutwurst (morcilla), Avocado und Zitrone
- Limonada de Coco
ZUTATEN
- Kokosnusscreme: Sie macht das Getränk dick und cremig.
- Crushed Eis: Um die Limonade kalt zu machen
- Limetten, Zucker
- Alle Zutaten in einen Mixer geben, bis sie glatt sind.
Die Limonada de Coco habe ich selbst gemacht und im zweiten Versuch war sie trinkbar.
Über Salento und Pereira ging es entlang des Rio Cuca nach La Pintada. Salento ist eine kleine wunderschöne Ortschaft inmitten der Kaffeeplantagen. Morgens kamen mir auf dem Feldweg um 9:00 mir Wanderer, Reiter und Busse entgegen, bevor ich auch nur in der Ortschaft war.
Im Osten liegt das Cocora-Tal und der Parque Nacional Natural Los Nevados. Ich hatte damit geliebäugelt eine Wanderung im Park zu machen, aber ich hatte nur noch 2 Wochen bis ich das WoMo auf Vordermann bringen musste.
Mit dem WoMo war es nicht einfach gewesen entlang der sehr schmalen Straßen zu parken, denn es fanden auch Bauarbeiten statt.
Aber bei meinem kleinen Spaziergang an der Calle Real leuchteten die Läden in der Morgensonne farbenfroh.
Ich war geplättelt von den Mengen an Touristen, die sich nach Touren umsahen oder auf den Weg machten. Ein Bild ohne Menschen zu machen war unmöglich. Auf dem Weg zur Panamericana kamen mir weitere Massen von Touristen entgegen.
Auf dem Weg nach Pereira verließ ich den Regenwald und fuhr in einen Talkessel, der mit ca 730'000 Einwohnern befüllt war. Am Straßenrand kaufte ich mir Brot und Kuchen und trank meinen ersten Cranisado de Cafe. Kolumbianer mögen es süß, würde ich sagen.
Auch diese Stadt war ein riesiges Einkaufszentrum entlang der Panamericana. Gemütlich durchfahren war nicht möglich, denn es kamen Autos, LKWs und Motorräder von allen Richtungen und zu jeder Zeit. Meine Lust sich die Stadt anzusehen verging, je näher ich dem Zentrum kam.
In La Pintada hatte es dann 32 Grad, LKWs bis zum abwinken und Polizeikontrollen. Ich fand einem Stellplatz bei einem Swimming Pool, zwischen der Ortsdurchfahrt und der Panamericana. Wenigstens konnte ich mich am Abend im Pool abkühlen. Meine Bandeja Paisa am späten Nachmittag war ganz OK, ich würde es die Südamerikanische Version einer Schlachterplatte nennen.
Ich versuchte auch hier brauchbares Brot oder Brötchen zu kaufen, aber meistens gibt es nur Pandebono, eine Art süßes Brot mit Käse im Teig. Offiziell handelt es sich dabei um Brot, das aus Maismehl, Käse, Maniokstärke, Eiern und einem Klecks Guaven-Marmelade zubereitet wird. Es gibt viele Variationen zu dem Pandebono ---> https://www.tasteatlas.com/best-rated-breads-in-colombia
Es geht auch süßer, wenn man sich ein ROSCÓN DE BOCADILLO kauft. Und wer es noch süßer möchte, probiert wie ich Aborrajados bzw eine Variation davon. Aborrajado wird aus mit Käse gefüllten süßen Kochbananenscheiben gemacht, paniert und frittiert. Meine waren gebacken, mit einer Art Buttercreme bestrichen und mit Kokosraspel bzw Nussstreusel bestreut. Ich esse immer gerne 2 süße Stückchen am Nachmittag, aber nach einem Aborrajado brauchte ich kein zweites
Diese Nacht war die erste Nacht an der ich eine Klimaanlage vermisste. Bei offenen Fenstern war der Lärm der Straße nicht zu überhören. Bei geschlossenen Fenstern ging ich bei 27 Grad am Abend im WoMo ein. Unausgeschlafen und mit Kopfschmerzen machte ich mich entlang der Ruta 25 auf nach Medellín.
Zwar nur 96 km zum Stellplatz in den Bergen oberhalb von Medellín, aber 4 Stundenfahrzeit auf einer gut geteerten Straße. Der Schwerlastverkehr quälte sich mit 10 bis 20 km von 500 m.ü.d.m auf 2'500 und auf der kurvigen steilen Straße, war nicht überholbar, jedenfalls für einen Deutschen mit einem Sprinter, der nicht totalverrückt war.
Medellín selbst war am Anfang voll OK, wie eine Großstadt in Europa. Gepflegte Häuser und Geschäfte.
Maps.Me wollte mir einen Gefallen tun und 400 m der Wehstrecke sparen. Dafür jagte mich die Apps in ein Barrio mit Steilhang und engen Straßen. Die Krönung war eine Streckenführung durch eine Kaserne. Die Wachen am Eingang lachten, als sie verstanden wohin ich wollte und ich nicht die Abkürzung durch die Kaserne nehmen konnte. Ging halt 200 m Rückwärts mit einbiegen auf eine befahrene Straße. Aber das schaffte ich auch.
Medellín Hauptstadt des Departamento Antioquia. Mit mehr als 2,6 mio Einwohnern ist Medellín die zweitgrößte Stadt Kolumbiens, aber inkl Vororte hat über 4,2 mio. Erste wenn man von der Autopista Sur bzw dem Aburrá-Tal abbiegt, merkt man die Höhendifferenz vom Centro (1'500 m.ü.d.m) und dem Al Bosque Camping (2'600 m.ü.d.m). Steile Straßen führen in die Höhe und wenn man die Stadt Richtung Osten oder Westen verlassen will, so muss man über die Berge, also 1'000 Höhenmeter hoch und runter fahren.
Ich fuhr vom Al Bosque Camping am nächsten Tag mit dem Bus in die Stadt. Wie in Südamerika üblich hält der Bus wo die Leute stehen und nicht nur an einer Haltestelle. Einfach die Hand heben, wenn der Bus kommt. Deshalb gibt es auch keinen Fahrplan. Man steht, hoffentlich an der der richtigen Stelle, und wartet.
Die Fahrt für etwas mehr als 4'000 COP dauerte fast 45 min. Man bezahlte beim Busfahrer und brauchte keine Karte. Hinterher schmerzten meine Knie und Bandscheiben, denn die Fahrt in dem kleinen Bus war nichts für Leute mit vielen Beschwerten oder Behinderungen.
Dann ging es zu Fuß ins Centro. Zwischen der Plaza Botero, Plaza Cisneros, Av Oriental und dem Rio Medellín spannt sich ein riesiger Indoor- und Outdoor Shopping Bereich. Hier wird so ziemlich alles verkauft. Von Turnschuhen, Caps, Kleidung und Lebensmitteln in der Nähe der Metro Linie A bis zu Alltagsgegenständen im Westen des Bereiches. Nach einer Stunde in einer unendlich großen Menschenmenge realisierte ich, dass fast alle Stände die selben Schuhe, Caps und Artikel verkauften. Zum Teil waren es auf 30 m die selben Stände mit den selben Artikeln.
Einen Stand oder Laden der Kameras bzw Objektivdeckel verkaufte fand ich im ganzen Centro nicht.
Wer das Ganze mit einem Guide sich ansehen möchte, der kann bei eine Gratis Führung in Englisch buchen. Ich habe mich für ein paar Meter einer Tour "angeschlossen", bin aber dann meiner Wege gegangen. Wenn ich schon mal dabei bin, eine Free Tour der Comuna 13 in Englisch bekam ich bei GuruWalk
Auf der Plaza Botero bekam ich dann 23 Skulpturen des Künstlers Fernando Botero zu sehen, dazwischen tummeln sich Verkäufer, Putas und ein paar Drogendealer. Die Polizei hatte ich nicht wirklich wahrgenommen. Junkies hatte ich eher im Plazoleta de Barrio Triste gesehen und auf meinem Weg zum Jardín Botánico.
Um die Plaza Botero herum gab es Museen, das Palacio de la Cultura Rafael Uribe Uribe und natürlich Hotels, einfache Restaurants und Malls.
Entlang der Bolivar ging ich gen Norden, fand zuerst Stände und Tiendas mit Lebensmitteln. Je weiter ich ging, desto abgerotzter wurde es und ich fand eine neue Variante von Wühltischen.
Hatte ich eine Variation von Street Food erwartet, so wurde ich enttäuscht. Es war fast immer das selbe. Frittiertes Hähnchen, Papas Rellenas, Pommes, Reis und Bohnen. Ab und zu eine Pizza oder ein Chinesen.
Das einzige was ich noch nicht kannte waren Patacones. Grüne Kochbananen werden in dünne Scheiben geschnitten und eine Art Kartoffelpuffer wird geformt und frittiert. 3 Stück gab es für 2'000 COP, natürlich mit einer Salsa (war noch das Beste). Konsistenz war fettig, zäh bis am Rand knusprig. Eine Serviette reichte nicht aus um die Hände hinterher sauber zu bekommen.
Wenn ich das so aufschreibe fällt es mir auf, dass der Eindruck entstehen könnte mein Spanisch wäre gut. Weit gefehlt. Bestellen kann ich, bezahlen auch, aber hinterher Google ich verdammt lange bis ich den richtigen Namen gefunden habe. Und wie bei den Patacones, waren meine Hände so schnell fettig, dass ich keine Bilder mit dem Handy machen konnte. Ich benutzte in den meisten Städten, wen ich alleine unterwegs war, nur mein Handy.
Die Kamera hatte ich nur dabei, wenn ich mit einer Gruppe unterwegs war, oder den Ort kannte und er nicht überlaufen war. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme und mir ist in Südamerika außer dem Nummernschild nichts geklaut worden.
Wer Ersatzteile für sein Motorrad brauchte bzw sein Motorrad repariert werden musste, der fand Möglichkeiten entlang der Calle 57 bis 59. Ich fand die ganze Gegend OK, nur meinte Sacha später, dass das keine Gegend für Ausländer sei.
Ich schaute mir den Jardín Botánico nur aus der Metro an, denn es interessierte mich mehr von der Stadt zu sehen, als das Centro.
Die Metro ist sauber und hypermodern. Man kauft sich eine Karte (Automat oder Schalter), lädt sie mit COP auf und los geht es. Für etwas mehr als 3'000 COP kommt man durch die Schranke und kann solange fahren, bis man irgendwo eine Metrostation verlässt. Der Plan der Metro ist recht übersichtlich . Bei der Suche nach einem Plan für Busse fand ich den Plan für ganz Kolumbien bzw den von der Regierung
Das Centro von oben aus der Metro sah auch nicht viel besser aus. Ich wechselte die Linie und fuhr mit der grünen Linie T nach Oriente. Je weiter ich vom Centro weg kam, desto beschaulicher wurde Medellín. In Oriente stieg ich in die MetroCable H nach Sierra ein. Sich ein Barrio in den Steilhängen von oben anzusehen ist etwas anderes als durch das Gewusel zu wandern.
Man hat eine andere Perspektive. Aber in Sierra bekam ich kein Taxi, das mich zum Camping zurückbrachte. Also fuhr ich wieder runter und realisierte, dass es nur 50 m von der Station Oriente zur Via Santa Elena waren. Hab mich an den Straßenrand gestellt, meine Hand rausgestreckt als der Bus vorbeikam und fuhr wieder hoch zum Camping
Mit Sacha, meinem Nachbarn auf dem Camping, hatte ich mir dann Santa Elena angesehen. Man hat von ihr einen guten Ausblick bis nach La Piedra del Peñol im Osten und Medellín im Westen. Das wichtigste Fest Medellíns findet in 2025 zwischen dem 1. und 10. August statt. 10 Tage lang stehen Blumen im Vordergrund und viele der Gestecke werden in Santa Elena, der Stadt der Blumen, hergestellt.
Schon bei der Wanderung sah man Blumen und Gestecke im Ort. Auf dem Dorfplatz war ein Markt und eine ältere Frau erklärte "scheinbar" wie man die Gestecke macht und etwas zur Geschichte. Viel verstanden habe ich nicht.
Ich hatte mir überlegt über La Piedra del Peñol, der Zuckerhut von Medellin, Richtung Cartagena weiter zu fahren. Der Piedra del Peñol ist ein massiver Felsen mit Panoramablick, den man über eine Treppe mit mehr als 600 Stufen erreichen kann. Aber die Strecke danach zur Panamericana schien eine üble Piste zu sein. Außerdem liegt der Felsen an einem Stausee und ist eine Touristenattraktion, also weniger was für mich.
Die zweite Tagestour nach Medellín führte mich in die Comuna 13. Ich hatte einen lokalen Guide mittels GuruWalk gefunden und Juan Giraldo , lebte bis vor 3 Jahren in der Comuna 13. Er gab der kleinen Gruppe einen wirklich guten Einblick in die Geschichte und die Hintergründe.
Folgendes habe ich mir merken können. Bekanntgeworden durch die Rolltreppen, die in 2010 bis 2013 gebaut wurden, ist es heute ein Tourismus Magnet. Die relevante Geschichte der Comuna fing aber mit dem Zuzug von Leuten vom Land an, die von der FARC und ELN in den 70 und 80 Jahren von ihren Höfen vertrieben wurden. Das Viertel wurde seit den 80 Jahren von Kartellen, und den Guerrillas der FARC/ELN bis zu den 2000 Jahren kontrolliert. Während dieser Jahre starben bis zu 15 Personen täglich in der Comuna 13
Die Regierung führte in 2002 11 Militär-Interventionen im Viertel durch, mit dem Ziel der Vertreibung/Vernichtung der Guerrillas. Alleine in 2002 gab es auf Seiten der Bewohner 450 illegale Verhaftungen, 75 Todesopfer außerhalb von Kampfhandlungen, fast 100 Verschwundene und mehr als 2'000 vermisste Einwohner, von denen man bis heute nicht weiß, wo sie abgeblieben sind. Ein Massengrab wurde zwar gefunden, aber die Erschließung geht nur langsam voran.
Und so kam ich zur Comuna 13: Man nimmt die Metro B bis nach San Javier und kann mit Bus oder zu Fuß (ca. 30 min) bis zur Comuna 13 kommen. Und so sieht es an einem Nachmittag dort aus
Ab hier ging es den Hügel hoch. Die Comuna ist ein an die Hänge eines Tals geschmiegtes Barrio. Schmale Wege auf denen sich Touristen und Motorradfahrer ihren Weg bahnen. Wände mit schönen Murals und ab und zu Graffitis.
Ein Murals ist eine Wandbemalung mit sehr viel versteckten Informationen, ohne Text. Die bekannten Murals werden alle paar Jahre neu gemalt und daran teilzunehmen ist gar nicht so einfach. Juan gab sich Mühe uns die Bedeutung der Murals zu erklären, als auch die Wichtigkeit der Tiere in den Bildern.
Außerdem gab es entlang der Rolltreppen Restaurants, Galerien, Cafés, Läden und Aussichtsplattformen und Unmengen von Touristen
Die Tour inklusive einer Kaffeeverköstigung und mehreren Stopps in Läden dauerte fast 3 Stunden. Ich hatte die Tour mit einer MetroCable Tour und einem Blick auf den Parque Arví begonnen und fuhr mit dem Bus wieder nach Santa Elena zurück. Ich wusste dummerweise nicht, dass nicht jeder Bus am Camping vorbei fuhr und so entdeckte ich ungewollt noch die Ortschaften südlich von Santa Elena.
Die Etappe

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Wann | July 2025 |
Status | Done / Visited |
Updated | 03. Oktober 2025 |
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