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Bolivien, auf der Suche nach Diesel

Bolivien, auf der Suche nach Diesel

Was soll ich sagen, ich hatte Angst vor der Einreise nach Bolivien. Als ich dann an der FRONTERA TAMBO QUEMADO angekommen war, staunte ich nicht schlecht. Direkt an der Grenze gab es einen Komplex für die Einreise nach Chile und ein paar Meter weiter, auf der anderen Seite, gleich den für die Einreise nach Bolivien.

Da die Beschilderung verbesserungswürdig ist, hatte mir ein chilenischer Zöllner geholfen 🥳.

Das Gebäude war topmodern, eiskalt und etwas anders aufgebaut als die anderen Grenzübergänge vorher. Aber nach ein paar Hilfestellungen von LKW-Fahrern stand ich am Röntgengerät und ein paar Minuten später am falschen bolivianischen Schalter. Wäre ja auch zu einfach gewesen, die Nummern vom Laufzettel über die Scheiben zu schreiben. 

Die Zöllner von BO Aduanes sind dann mit mir zum Sprinter gegangen, haben an zwei Stellen die FIN angeschaut und einen Blick in den Wohnbereich geworfen. Gesucht wurde eigentlich nach nichts. Obst und Gemüse war auch kein Thema im Formulario 250!

Dann ging es wieder rein und einer der Zöllner machte sich die Mühe, mein TIP auszufüllen. Er war bemüht und freundlich, scheiterte aber daran, dass er eine Nummer im DE Fahrzeugschein nicht identifizieren konnte. Nebenbei gesagt, hat sich der Zöllner auch nicht für das Formular 250 interessiert.

30 Minuten später hatte ich meinen TIP und zwei Fenster weiter konnte ich sogar Dollar und CLP in BOL tauschen. Guter Wechselkurs!

Nachdem ich dann meinen Laufzettel an dem weißen Häuschen am Ende des Zollgeländes abgegeben hatte, war ich faktisch in Bolivien.  Alles in allem ein guter Grenzübertritt in ca. 1h!

Ich hatte eine schlechte RN4 in Bolivien erwartet und wurde enttäuscht. Nicht wirklich schlechter als die chilenische Ruta 11. Die Maut von 10 BOL (ca. 1,3 €) bezahlte ich im nächsten Ort, Jancoaque, und machte mich mit halb vollem Tank auf, Bolivien zu entdecken!

Entlang der RN4 sieht es nicht viel anders aus als in Jujuy, grüne Hügel, aber in Bolivien dominieren Vulkane mit weißen Gipfeln. Die Fahrt nach La Paz war zunächst nicht wirklich aufregend! In den Parque Nacional Sajama mit 4'300 Höhenmetern und noch höher, wollte ich eigentlich gar nicht rein.

Ich wollte nach der Nacht zuvor mal wieder etwas tiefer übernachten und die Nacht durchschlafen. Leider ging es bis La Paz nicht wirklich weit runter. So blieb es bei ca. 4'000 m.ü.d.m entlang der RN4. IE ist halt das Altiplano und nicht die Abfahrt von einem Berg, sagte ich mir.

An einem der diversen Canyons bzw Felsformationen übernachtete ich und fuhr am nächsten Tag die restlichen 250 km bis La Plaz.

Die Ruta 1 wurde ab Patacamaya nun zweispurig, aber das war auch schon der einzige Unterschied. Bei Achocalla wurden aus ein paar Häusern am Straßenrand Ortschaften und dann fuhr ich in El Alto ein.

Ich hatte immer gedacht, dass ich in La Paz ankomme und dann nach El Alto hochfahren musste. Es war genau umgekehrt. La Paz liegt im Tal, 1000 m tiefer, und ist von der Kordielliere im Osten und dem Altoplana im Westen regelrecht eingekesselt. Wenn man einmal unten in La Plaz ist, muss man immer wieder hoch, um weiter zu kommen. 

Dass ich nur noch 1,5 Stunden von meinem Campingplatz entfernt war, merkte ich an dem immer stärker werdenden Verkehr, einer Polizeikontrolle und dann dem Stop-and-Go-Verkehr. 

Alle Tankstellen entlang der Route 1 waren geschlossen und hatten keinen Diesel (Schilder "No hay Diesel"). Die Tankstellen wurden aber immer schwieriger zu finden, da entlang der Straße am Sonntagnachmittag ein endloser Markt stattfand. Von Ziegelsteinen bis Gemüse wurde so ziemlich alles verkauft.

Taxis und Minibusse hielten einfach auf der zweispurigen Ruta 1, um Gäste ein- oder aussteigen zu lassen. Dazwischen bogen von rechts kommende Lastwagen nach links ab. Der Weg zu meiner Abfahrt zog sich endlos hin. Schließlich verpasste ich die Abfahrt, weil ich 200 Meter vorher auf den Standstreifen hätte wechseln müssen.

Doch ein paar Kilometer später nahm ich eine Abfahrt durch ein Industriegebiet, die mich 3 Bol kostete. Und dann ging es von über 4'000 Höhenmetern auf 3'200 hinunter, durch Dörfer, an der Laguna de Achocalla und anderen Parks vorbei. Der Sonntag war ein Arbeitstag und fast alle Geschäfte entlang der Straße waren offen. Die nicht Arbeitenden gingen essen, vertrieb sich die Zeit mit Grillen oder fuhren mit Quads durch die Gegend. Ich war ziemlich müde, als ich auf dem Campingplatz Colibri ankam. 

Camping Colibri liegt in Jupapina, oder besser gesagt im Valle de la Luna, einem Vorort von La Paz. Ein paar hundert Höhenmeter über dem Rio Irpavi.

Am nächsten Tag ging es um 9:00 Uhr mit Gert zur Stadtbesichtigung. In den folgenden 10 Stunden fuhr ich mit dem Teleférico, alten Bussen aus den 80ern, lernte viel über die Geschichte Boliviens und Simón Bolívar.

Bekam eine Einführung in die boliviansichen Putsche, die diversen Kriege, die Bolivien geführt hatte, und eine Einführung in die politische und wirtschaftliche Gegenwart, als auch die Probleme Boliviens.

In 10 Stunden kann man über vieles reden, aber das Beeindruckendste waren die Menschen, die Gespräche mit den Menschen und die Freundlichkeit. Ich habe mich wieder einmal über mein schlechtes Spanisch geärgert. 

Gleich zu Beginn, an der Estación Teleférico Línea Verde - Irpavi, hatte ich mein Handy im Taxi vergessen! Gert, seine Ex-Frau und der Taxifahrer hatten es geschafft, dass ich es am Abend wieder bekam.

Einen ganzen Tag mit 2 Personen im Teleférico durch die Gegend zu fahren, hat ca. 50 Bol, das sind knapp 5 €, gekostet!  Anmerkung: Der offizielle Wechselkurs ist ca. 7 Bol = 1 USD. Den bekommt man, wenn man seine Kreditkarte benutzt oder Geld überweist. Der Bargeld-Wechselkurs liegt irgendwo zwischen 11 und 13 Bol für 1 USD. 

Die Teleférico ist in einem Top Zustand, mega sauber und wie eine Skigondel in der Nebensaison, man muss nicht lange warten bis man einsteigen kann. 

Zum Essen habe ich Saltenas ala Bolivia, Api und Marraquetas, die knusprigsten Brötchen Südamerikas, probiert.  "Api morado" ist ein bolivianisches Maisgetränk. Ich würde es am ehesten mit einem alkoholfreien Glühwein vergleichen!

Und so wird er gemacht

Saltenas sind vergleichbar mit den Empanadas in Salta, also deutlich kleiner. Die Füllung der bolivianischen ist auch flüssiger. Es gibt auch Empanadas und die, die ich probiert habe, waren im Vergleich zu den Saltenas ziemlich trocken und geschmacklos!

An dem Abend viel mir auf, dass es schon um 19:00 Ortszeit dunkel wurde, denn nach dem Duschen musste ich meine Taschenlampe das erste Mal benutzen.

Nach einem Tag WoMo putzen und entspannt die Berge beobachten, ging es auf Dieseljagd. Der Dieselpreis in Bolivien liegt so um die 0,50 € für Bolivaner und um 1,00 € für Ausländer. Der Preis wird vom Staat subventioniert und wenn der keine Devisen hat, dann hat der Staat ein Problem.

Tipps hatte ich ja und so fuhr ich eine Tankstelle nach der anderen an. Die erste durfte keinen Diesel an Ausländer verkaufen. Wäre auch zu schön gewesen, denn ich hatte nur ein Auto vor mir.

Bei der zweiten parkte ich am Ende einer kleinen Schlange und fragte nach. Weder "Sin Factura" noch "Pago con Dólares" halfen. 

Die nächste war eine ACB - Automóvil Club Boliviano und die hatten keinen Diesel. Später habe ich noch einen ACB angefahren, die hatten auch nur Gasolina!

Bei einem Hipermaxi in der Stadt bekam ich keinen Parkplatz und als guter Deutscher stellte ich mich nicht einfach in die zweite Reihe an eine stark befahrene Straße 🧐.

Dann fand ich die Tankstelle, die Diesel hatte und auch an Ausländer verkaufte. Estación de Servicio BASSAM hatte aber auch eine zweispurige Schlange, die mindestens 300 Meter lang war. Ich musste kotzen!

Weiter Richtung Plaza Isabel la Católica. Viel Verkehr und 2 Tankstellen mit Gasolina. Ich war auf dem Weg nach El Alto und versuchte mein Glück Richtung Norden, da ich mich zwischenzeitlich entschieden hatte, zum Titicacasee zu fahren. Petosi und Uyuni lagen 600 km südlich und ich hatte keine Lust in ein paar Tagen wieder auf Dieseljagd zu gehen.

Dort, wo in El Alto die R1 in die R2 übergeht, war nur noch eine Baustelle. Ich habe dann auf Google Maps verzichtet und bin den 2 Trucks vor mir hinterher.

Was soll ich sagen, entlang der Ruta 2 war dann ein richtiger Straßenmarkt, der direkt neben der Fahrspur anfing. Da die rechte Spur auch Parkplatz war, blieben nur noch 1,5 Spuren übrig! Die nächsten 15 km waren Stop-Stop & Go.

Ich war um 9:30 losgefahren, am Stadtrand von El Alto war es 14:30. Selbst wenn eine Tankstelle auf der Strecke gewesen wäre, hätte ich sie nicht gesehen.

Nach einer Polizeikontrolle fuhr ich Richtung Norden und wollte mich gerade wieder übergeben, als ein zweispuriger Stau begann. Ich habe mich auf die linke Spur gemogelt und nach ca. 500 m sah ich, dass es der Rückstau von der ES Playa Verde war. Die einzige Tankstelle bis zum Titicacasee. 

Habe dann meinen ersten 20L Kanister in den Tank gelert, einer war noch voll. Mir waren vorher schon Wanderer aufgefallen und auch bem Nachtanken gingen welche an mir vorbei. Später erfuhr ich, dass es zu Ostern einen Pilgerzug nach Copacabana gibt.

Der Titicacasee war wunderschön und ich machte eine Pause am Ufer nach dem Stress in El Alto. Irgendwie erinnerte mich der Lago an den Bodensee mit den Alpen im Hintergrund

Der Titicacasee ist halt nur etwas größer. Er ist schlappe 8'372 km2 groß, also 15 mal größer als der Bodensee, liegt auf einer Höhe von 3'812 m.ü.d.m und ist maximal 280 m tief. Die Berge im Osten gehen bis über 6'000 m hoch, so wie der Ancohuma mit 6'427 m.ü.d.m

Nach meinem Päuschen ging es an der Ruta 2 entlang nach San Pablo de Tiquina. Hier gab es Holzfähren um den Titicacasee zu überqueren. 70 Bol und ca. 15 min später war ich drüben. Ist schon eine coole Angelegenheit sich ein Fähre mit einem schweren LKW zu teilen.

Auf beiden Seiten des Kanals gab es ein paar Läden und Wohnhäuser.

Die Straße nach Yampupata bot einen schönen Blick auf den See, die Inseln und die Berge in der Ferne. Die Ruta 2 war bis zur Abfahrt geteert und angenehm zu fahren. Die Piste durch die Berge führte nach Cantón Sampaya, aber ich musste vorher abbiegen, runter an die Küste. Die Aussicht entschädigte für die Piste, die gar nicht so schlecht war. 

Leider war auf halber Strecke eine Baustelle und ein paar Meter weiter endete die Straße. Notgedrungen fuhr ich auf einer noch kleineren Piste ohne Nummer, durch Ortschaften, die in Google Maps keinen Namen hatten, und kam nach einer kleinen Ewigkeit bei Gruta de la Virgen de Lourdes wieder auf die Küstenpiste.

Eigentlich hätte ich 1,5 Stunden bis zu meinem Stellplatz brauchen sollen, aber es dauerte halt etwas länger. War mir aber auch egal, denn als ich um 17:30 Uhr oben war, hatte ich den perfekten Ausblick auf die Isla de la Luna mit dem Illampu und Ancohuma im Hintergrund.

Am nächsten Tag, nachdem es die Nacht und den Morgen lang regnete, hatte ich mir dann mein SOAT für Peru online besorgt. Über WhatsApp (+519 67255392) hat das Prozedere nur 20 Minuten gedauert. Die ca. 17,5 € für 6 Monate hab ich via PayPal bezahlt. Was will man mehr?

Vielleicht Sonnenschein, denn das schlechte Wetter war nicht vorhergesagt. Aber der Stellplatz war gut und das bisschen Regen machte mir nichts aus. Nachmittags war der Regen vorbeigezogen und ich hatte Sonnenschein.

Ich wollte mir am nächsten Tag Copacabana ansehen. Copacabana, am Titicacasee, ist für religiösen Feste, die Schiffverbindung zur Isla del Sol bekannt und die Catedral de la Virgen de la Candelaria, eine  Wallfahrtsstätte mit der Skulptur der Virgen de la Candelaria.

vista santuario copacabana
CC BY-SA 3.0, Link

Nach einer Anfahrt entlang der Küste, die es in sich hatte, manövrierte mich Google Maps direkt durch die Innenstadt. Ziemlich schlechte Wahl, denn die Innenstadt war ein großer Markt oder Rummel. Mit einem Sprinter ist man schnell am Ende und nur mit etwas Glück, hatte ich es zum anderen Ende der Stadt gebracht. Der Rummel in Copacabana kam zum einen von den vielen Pilgern, die am Sonntag hier den Abschluss der Pilgereise zelebrieren würden, und zum anderen von Touristen wie mir, die sich das ansehen wollten. Einen Parkplatz am Strand konnte ich knicken, dass Restaurant, in welchem ich zu Mittag Forelle essen wollte, war um 12:00 voll, auch die zwei daneben.

Ich versuchte mein Bestes, aber da ich wußte, dass der bolivanische Zoll in Khasani von 13:00 bis 14:00 zu hatte, beendete ich meine einzige Woche in Bolivien um 12:45. Ich fand es Schade, aber ohne Diesel kommt man halt nicht weit. 2 km weiter in Peru hatte ich dann ohne Probleme tanken können.


Was mir hinterher gesagt wurde, war, dass der Abschluss nicht am Oster Sontag ist, sondern am Karfreitag 🙄. Tausende Pilger wandern die gesamten 158 km von La Paz, um auf dem Cerro Calvario Buße zu tun. In der Abenddämmerung beginnt an der Basilika eine feierliche Lichterprozession durch die Stadt. 

Subir por la Virgen de Copacabana.JPG
Por No se ha podido leer automáticamente información sobre el autor; se asume que es Boris Barriga (según los derechos de autor reclamados), CC BY-SA 3.0, Enlace

So viel zu einer guten Vorbereitung.

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