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Regen von Tortel nach Chaitén auf der R7

Regen von Tortel nach Chaitén auf der R7

Nach dem Paso Roballos hoffte ich auf eine gute chilenische Straße. Pech gehabt. Die Straße durch den Nationalpark Patagonien (Chile) ist ziemlich ramponiert.

Schotterstraße, Wellblechpiste, vom Rio Chacabuco unterspülte Piste, ein einziges Auf und Ab. Erst ab dem Parkzentrum wird es besser und am Ende sogar fast gut. Der Park selbst ist riesig, 260'000 Hektaren, hat einige ausgezeichnete Wanderwege. Ist die trockene Estepa im argentinischen Patagonien durch wenig Niederschlag, trockene Winde und sandige Böden gekennzeichnet, so hat sich auf der Westseite der Andenkämme eine andere Flora und Fauna entwickelt.  

Als erstes fielen mir die Wälder auf. Nach einigem Nachlesen wusste ich, dass sie hauptsächlich aus drei Arten von Südbuchen bestehen. Die hohen Niederschläge führen auch zu dichten Wäldern, in denen viele Tiere leben.  Bislang hatte ich außer Guanakos, Nandus und einem Gürteltier nicht viel gesehen. Von Huemulhirschen, Pumas oder dem Andenkondor ganz zu schweigen.

Am Zusammenfluss von Rio Baker und Rio Chacabuco stieß ich dann auf die R7, die Carretera Austral. 

Pinochet hat die Carretera Austral 1976 beim Militär in Auftrag gegeben. Entweder sind die immer noch dran, denn hier eine Straße zu bauen ist verdammt schwierig und dauert. Denn die Berge und Eisfelder schränken die Möglichkeiten stark ein. Früher kam man mit dem Schiff oder dem Flugzeug an diese entlegenen Orte. Eine durchgehende Asphaltstraße zu bauen, scheint unmöglich, denn viele Streckenabschnitte sind Schotterpisten, zum Teil sehr schlechte. Wegen der vielen Fjorde, Gletscher und Gebirgszüge muss man die Fjorde immer noch mit Fähren überqueren. Aber dazu später mehr.

Ich musste nach Cochrane zum Einkaufen. Die R7 bis Cochrane ist in einem ähnlichen "Zustand" wie die RN40. Erst als sie zur Schotterpiste wurde, war sie angenehmer zu fahren. Den Gegenverkehr erkannte man an den großen Staubfahnen, die sich über die Straße wölbten. 

Ach ja, eine wirkliche Alternative zur R7 gibt es nicht. Alle anderen Straßen in den Süden sind Sackgassen.

Cochrane hat ca. 4000 Einwohner und sah für mich ein wenig wie El Chalten aus. An der Tankstelle im Ort musste ich an der einzigen intakten Zapfsäule 15 min warten. Der ausgewählte Supermarkt war 5 x 5 m groß, die Alternative 7 x 7 m. "Effizient sortiert" und teuer! Die einzige Packung mit 250 g gemahlenem Kaffee kostete 11 €, oder alternativ das Zeug von Nescafe. Dafür waren die Empanadas OK.

Zu diesem Zeitpunkt war ich 5 Stunden unterwegs und wollte nur noch auf einem Stellplatz chillen. Die meisten Stellplätze auf IOverlander werden von Radfahrern belegt. In der Nähe der R7, hinter einem Felsen oder Bäumen, genug Platz für ein Zelt. Ich musste weitere 50 km fahren, bis ich fündig wurde.

Die RN40 und auch die R7 sind die Traumstraßen Chiles und Argentiniens, heißt es! Auf der R7 trifft man so viele Radfahrer, Biker und Camper. Aber warum eigentlich? Von Cochrane kommend geht es durch Wälder, man sieht wenig von der Landschaft, ob grandios oder nicht.

Erst als man nach ca. 45 km die Brücke Los Pipes überquert und vor sich den Cordon los Nadis sieht, wird es besser. Im Tal des Rio de los Nadis kann man bei gutem Wetter zum ersten Mal wirklich einen längeren Blick auf schneebedeckte Berge und Gletscherkanten werfen, bevor es wieder in dichte Wälder geht. Dieser Abschnitt bis Tortel ist wesentlich interessanter.  

Da ich nicht in Tortel übernachten wollte, suchte ich mir Stellplätze entlang der Carretera Austral. Da es wohl viel geregnet hatte, waren die 2 besten Plätze sumpfig und für mich (2WD) unbrauchbar, viele der Campingplätze waren zu oder eher BnBs für Radfahrer. 

Aber zuerst habe ich mir Tortel angesehen. Tortel ist ein chilenisches Dorf (ca. 600 Einwohner) an der Mündung des Rio Baker in den Pazifik und wohl der abgelegenste Ort im Süden Chiles

Tortel ist eigentlich keine Fischerstadt, sondern eine Holzfällerstadt mit einem kilometerlangen System von Holzwegen. Als ich dort war, wurden an allen Ecken und Enden diese Holzstege und Holzhäuser repariert oder ganz ersetzt. Ohne die Holzstege wäre es bei der dichten Vegetation und den steilen Hügeln rund um die Bucht kaum möglich, von A nach B zu kommen.  Das Stegsystem und die Bootstouren sind die Touristenattraktion. 

Ich war erstaunt, wie viele Radfahrer und Touristen an diesem Ende des R7 unterwegs waren. Aber kein Vergleich zu den Attraktionen auf der anderen Seite der Grenze/Anden. 

Puerto Yungay mit seinen 5 Häusern und der Fähre besucht man nur, wenn man mit besagter Fähre nach Villa O'Higgins will. Für einen WoMo-Fahrer ist es eine Sackgasse, denn nur mit dem Boot kommen Radfahrer und Fußgänger weiter nach Argentinien, sprich El Chalten.

Ich fuhr mit frittierten Empanadas wieder Richtung Norden, testete Stellplätze und landete im Valle la Tranquera, direkt am Fluss und mit Blick auf den Cordon los Nadis. Bingo

Bis jetzt war die R7 Carretera Austral nicht meine Traumstraße! Das änderte sich ein paar Tage später nördlich von Cochrane. Der Flusslauf des Rio Baker mit seinen Stromschnellen und ohne dichten Wald bietet dann deutlich mehr. Puerto Bertrand ist der einzige nette kleine Ort, bevor man zum Lago Gral Carrera kommt. Aber für ein paar Fotos vom türkisblauen Wasser perfekt.

Ich hatte Glück, es waren über 20 Grad, strahlend blauer Himmel, als ich am Lago Gral Carrera entlang Richtung Puerto Río Tranquilo bzw. Puerto Mármol fuhr. Für 60 km hatte Google Maps 1:15 h veranschlagt. Mit Stopps und wegen der bescheidenen R7 brauchte ich bis Puerto Mármol ca. 4 Stunden. Bei dem Wetter kann man an jedem Mirador anhalten und Fotos vom blauen See machen.

Ich bin nach Puerto Mármol gefahren, weil ich mir die Cavernas de Marmol ansehen wollte. Die Höhlen sind nicht direkt zu Fuß oder mit dem Auto zu erreichen, sondern nur mit dem Boot. Mit einem kleinen Boot für 10 Personen habe ich die Tour gemacht. Für die Kajaks konnte ich mich nicht begeistern. 

In den glatten Wänden der über 6.000 Jahre alten Marmorhöhlen spiegelt sich das azurblaue Wasser des Sees. Je nach Wasserstand <plus minus 1 m zwischen Sommer und Winter> kann man in diese Höhlen hineinfahren. Sieht gut aus. Da stören einen die 5-10 anderen größeren Boote aus Puerto Río Tranquilo nicht. Der Küstenabschnitt ist etwa 3 km lang.

Puerto Río Tranquil war dann doch etwas ungewohnt für mich. Der Ort ist klein, aber ich habe nach dem Tanken keinen Parkplatz gefunden. Voll von Touristen. Ist halt der einzige Ort zwischen Puerto Guadal und Villa Cerro Castillo, 180 km Piste.

Also bin ich nach 2 Parkversuchen auf die X728 abgebogen und Richtung Puerto Grosse gefahren. Denn die nächste Woche sollte es zur Laguna San Rafael und zum Gletscher gehen.

Also wird die Fahrt nach Puerto Grosse und der Besuch der Laguna San Rafael. Zu viele gute Bilder.

5 Tage später ging es weiter auf der R7 Richtung Villa Cerro Castillo. Nicht das der 400 Einwohner Ort etwas besonderes ist, obwohl er auf TripAdvisor & Co oft genannt wird. Aber es ist der erste richtige Ort nach Puerto Río Tranquil auf der R7. Die 120 km Schotterstraße an einem regnerischen Tag sind nicht gerade der Burner. Zwar fährt man zuerst am See entlang, aber ab Murta Viejo fährt man dann im Wald.

Zwar sieht man ab und zu den Rio Murta und später den Río Ibáñez, aber das war es auch schon.

Nach ca. 345 km ändert sich das. War es bis kurz vor Villa Cerro Castillo eine bescheidene Schotter- und Wellblechpiste, so ist sie ab hier geteert bzw. betoniert. Ich kann gar nicht sagen, wie toll ich es fand, nicht mehr ständig durchgerüttelt und durchgeschüttelt zu werden, nicht mehr Slalom um Schlaglöcher zu fahren. 

Wie gesagt, Villa Cerro Castillo bietet nicht viel, ist aber Ausgangspunkt für einige längere Wanderungen. Hätte es nicht geregnet, hätte ich es auch in Angriff genommen. Aber ich habe mir den Paredón de las Manos angesehen. Was soll ich sagen, nachdem es so empfohlen wurde, war ich doch enttäuscht. Das sind ungefähr 40 Meter bemalte Felswand. Ich war so beeindruckt, dass ich nicht mal meine Kamera gezückt habe.

Auf der geteerten R7 ging es dann in Serpentinen die Berge hinauf Richtung Coyhaique, meiner ersten größeren Stadt (ca. 54'000 Einwohner) mit einem großen Supermarkt in Patagonien. 

Zwischen Villa Cerro Castillo und Coyhaique gibt es nicht viele Stellplätze, die mir gefallen würden. Coyhaique und Umgebung scheinen diesbezüglich unterentwickelt zu sein.  

Ich habe das Problem so gelöst, dass ich in El Blanco übernachte, dann in Coyhaique einkaufe und die Stadt besichtige. Schon nach Villa Cerro Castillo hatte sich Patagonien angefangen zu verändern. Es wurde ländlich, flacher und gepflegter.

Der Unimarc in Coyhaique war riesig, hab alles für die nächsten 2 Wochen bekommen. Muss nur ab und zu Brot, Obst und Milch kaufen. Hab sogar eine Jogginghose für wenig Geld in der "City" gefunden. Bei schlechtem Wetter sind die meisten Städte nicht der Burner und Coyhaique ist zwar die größte Stadt, aber immer noch eine Kleinstadt.

Nach 2 Stunden bin ich dann weitergefahren. Wenn ich ehrlich bin, gibt es sonst nicht viel zu sagen. Zum Panorama kann ich nicht viel sagen, da die Wolken tief hingen und man nicht viel sehen konnte.

Auf der R240 war es ähnlich. Ich habe ab und zu versucht, die Landschaft in Bildern festzuhalten, würde aber nicht sagen, dass es mir gelungen ist. Es ist Bauernland, viele Felder, Bauernhöfe und Kühe. Auf der X50 Richtung Villa Mañihuales war das Tal des Rio Mañihuales zunächst schroffer, sah dann aber nicht viel anders aus als das Tal des Rio Simson auf der R240. Villa Mañihuales war auch der erste Ort nach Coyhaique. Herbergen, Campingplätze, Cabanas, Supermärkte und Restaurants. Alles, was der Radfahrer auf dem Weg nach Villa O'Higgins braucht. Ich beende den Tag ein paar Kilometer weiter am Rio Mañihuales.

Am nächsten Tag wieder Regen. Langsam ging mir der Regen auf die Nerven. Auf der R7 ging es weiter Richtung PN Queulat und Puyuhuapi. Das Highlight waren die Serpentinen nach der Cuesta Queulat. Hinter 3 LKWs mit 20 km/h ging es den Berg runter zum Lago Puyuhuapi. 

Hatte einen Plausch mit 2 Radlern aus KN, die im Regen den Pass hoch fuhren, während bei mir gar nichts ging. Bei dem Wetter auf einer schmalen, rutschigen und matschigen Piste zwischen all den anderen Fahrzeugen den Pass hoch oder runter zu fahren, ist schon verdammt heftig. Vor allem, wenn man weiß, dass man danach im Regen erst nach 40 Kilometern wieder auf eine Ortschaft trifft. Auch in Chile war ich mir nicht sicher, ob viele der sogenannten Campingplätze wirklich geöffnet haben!

Puyuhuapi war an diesem Tag ein verträumter kleiner Ort an einem See. Für 3 Stunden kein Regen und die Sonne kam raus. Am See eine Pause gemacht. Sonne getankt und weiter zu meinem angestrebten Stellplatz am X12, vor Port Raul. 

Genialer Platz, war diesmal nicht alleine. Lorena und Sandro haben sich den Platz mit mir geteilt. War zwar etwas eng, siehe Video, aber was macht man nicht alles! 

 Ich habe in meiner Evershower geduscht, das Auto geputzt und mich in der Sonne entspannt. Abends habe ich mit Lorena und Sandro einen GT getrunken und haben uns gut unterhalten. Das Wetter wurde am 2. Tag richtig gut und es schien sogar die Sonne, aber nur bis ca. 16:00 Uhr. Es regnete die ganzen 200 km bis Chaiten und zwar heftig.

Ich hatte beschlossen, in Chaiten die Fähre nach Isla Grande de Chiloé zu nehmen. Dort sollte das Wetter besser werden und ich brauchte nur noch eine kleine Fähre zum Festland. Alternativ auf der R7 hätte ich 2 oder 3 weitere Fähren nehmen müssen. Die Fähre nach Quellón war nicht gerade billig, 288 € für die 5 stündige Überfahrt.

Ich stand dann abends im strömenden Regen 500 m vom Fährhafen entfernt direkt an der R7. Das war mit Abstand der schlechteste Platz bisher.

Am Montag bin ich dann um 5:45 Uhr in dunkler Nacht zum Hafen gefahren. Der war auch dunkel. Nur ein paar Lichter brannten. Es wurde 6:15 und immer noch nichts. Ich schaute mich um, kam zurück und schaute auf mein Ticket. Und da entdeckte ich meinen Fehler. Meine Überfahrt war erst am Dienstag. Shit Happens!

Ich suchte mir ein paar Optionen bei IOverlander und landete schliesslich gegen 7:30 Uhr in Santa Bárbara, Chaitén. Direkt am Strand!!!! Was für ein Ort. Morgen war ja auch ein Tag die Fähre zu nehmen!

Nächster Tag, 6:00 Uhr morgens.

Diesmal war der Hafen beleuchtet und es waren auch 2 Autos da. Um 8:00 ging's los und nach 4 Stunden angenehm ruhiger Fahrt war ich in Quellón.

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