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Von Mendoza bis zu den 7 Lagos

Von Mendoza bis zu den 7 Lagos

Nach der Enttäuschung beim Weinkauf ging es auf der RN40 Richtung Süden. Über Tunuyan und San Carlos ging es auf der RN40 nach Pareditas.

Nach Pareditas änderte sich die Strecke schlagartig. Fuhr man vorher durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend mit Dörfern, Farmen und Menschen, so war auf den nächsten 160 km nichts mehr. Wirklich nichts! Keine Felder, keine Tiere, keine vereinzelten Häuser, keine Menschen. Die fast kerzengerade Straße, wunderbar geteert, wurde nur zweimal vom Rio Diamante unterbrochen. In der Ferne sah man im Westen die Anden und im Osten den Vulkan Diamante. Ab und zu wurde die unendliche Weite von Hügeln unterbrochen.

Die Region liegt zwischen 1'400 m und 1'800 m hoch. Ich habe mich schlau gemacht, die Gegend heißt Pampa del Diamante und grenzt im Westen an die Pampa de los Altos Amarillos. Niemand schien hier zu leben, nur ab und zu sah man Leute, die vorbeifuhren und anhielten, um Fotos zu machen. Am späten Nachmittag war diese Gegend eine Herausforderung wach zu bleiben.

Für mich als Europäer war eine solche unerschlossene Gegend in diesen Ausmaßen unvorstellbar, kommt doch in Deutschland spätestens alle 10 km eine Ortschaft.

El Soseneado, der erste Ort nach 2 Stunden Fahrt, bestand nur aus einer Ansammlung von Häusern und einer Polizeistation. Und so ging es weiter bis zur Abfahrt nach Las Lenas und der RP222.

Mein Ziel war das Valle Hermoso und das Skigebiet von Las Lenas. Als ich an Los Molles vorbeifuhr, wurde mir langsam klar, dass ich meine Vorstellung von einem argentinischen Skigebiet anpassen musste. Das Skigebiet ist überschaubar, hat ca. 10 Pisten und ein paar Hotels, die aber geschlossen waren, Überraschung! Außer ein paar Wanderern und Autos war bei ca. 20 Grad niemand unterwegs. Die Musik an der Talstation (2'250 m) erinnerte schon ein wenig an die Alpen.

Die nächsten 25 km auf der Piste ins Valle Hermoso entschädigten für das eher triste Skigebiet und die fahrt an diesem Tag. Entlang der letzten Schneefelder ging es leider nur noch bis zum Mirador de Valle Hermoso (2'708 m).

Hier war Schluss für das Dog.O.Mobil. Die Aussicht auf das Hochtal war grandios. Aber auf halber Strecke versperrte ein Pickup die Piste. Als ich ausstieg, hörte ich, wie ein Radlader versuchte, die Piste wieder befahrbar zu machen.

Ich suchte mir einen Platz und genoss die Aussicht. Später am frühen Abend erklärte mir der Fahrer des Pickups, dass ich nicht ins Tal fahren könne bzw sollte.

So verbrachte ich das Wochenende kurz vor Las Lenas an einem Gebirgsbach ohne Namen. Aber es war ein guter Platz. Berge, Sonnenschein, gefühlte 20 Grad und das Rauschen des Las Amarillas Baches waren Belohnung genug.

Die einzige Störung 🥰 war eine Kuhherde, die selbständig in die Berge zog, Gauchos habe ich jedenfalls keine gesehen.

Am Samstagmorgen fuhr eine Raupe hoch und der Radlader kam abends wieder runter. Wahrscheinlich war deshalb das Wasser alles andere als glasklar. In der Nacht wurde es frisch, so zwischen 2 und 5 Grad. Am Lagerfeuer hielt man es bis 21:00 aus, bis einen die Kälte ins Bett trieb. Wer mich kennt, weiß wie frisch es war.

Die Hyggies waren hoch gefahren und erzählten mir dann gegen Abend, dass ein paar 4x4er den Abstieg ins Hochtal gewagt hatten. Die Schwierigkeit war eher die Schlammpiste wieder hochzukommen.

Zwei Orte bin ich noch angefahren. Keine 300 m von der Straße weg ist das Pozo de Las Ánimas. Dabei handelt es sich um 2 kreisförmige Natur-Brunnen von 200 Meter im Durchmesser, 80 Meter tief bis zum See und etwa 20 Meter unter Wasser. Viel beeindruckender fand ich den Laguna de la Niña Encantada. So einen mystischen See hätte ich nie in dieser Einöde erwartet. Es waren nur 2 Parteien vor Ort und so breitete sich eine wohltuende tiefe Atmosphere aus, die zum Ausruhen und Nachdenken anregte.

Mit einem leeren Kühlschrank ging es am Montag nach Malergüe. Nach dem Tanken kauften wir Motoröl und ich machte mich auf den Weg zum Reservat La Payunia.

Ich wollte dorthin wegen der vielen Vulkane in allen Größen und der unendlichen Weite. Es hieß, man müsse sich anmelden, aber der einzige Ranger, den ich traf, raste mit 80 Sachen an mir vorbei.

Waren die ersten 55 km auf der RP186 noch von leichten Waschbrettpisten und steinigem Untergrund geprägt, wurde es auf den folgenden 3 bis 4 km richtig heftig. Egal wie schnell ich fuhr, die Waschbrettpiste südlich des Volcán El Carapacho machte mir einen Strich durch die Rechnung, bzw. die Nut- und Federdecke kam teilweise herunter.  Ich fuhr vorsichtig zurück und bog auf die Piste ab, die zum Central SECCO Cerro Fortunoso, einem Gasexplorationsfeld, und zum Cerro Payún führte.

Da ja kein Verkehr war, werkelte ich die nächste Stunde und flickte den Schaden. Schön ist zwar anders, aber halten sollte es. Wäre ich zu Hause ausgerastet so nahm ich die Herausforderung hier unten gelassen. was blieb mir sonst auch übrig.

Wie in vielen anderen Gebieten auch, gibt es hier kein Netz, nur wenige oder gar keine Menschen. Nur ein paar Tiere und Stille.

Als es weiter ging "durfte" ich eine neue Herausforderung meistern. Auf der schnurgeraden Piste gab es große schlammbraune Tümpel. Hatte keinen Bock mit den Latschen die Tiefe zu eruieren. Ich weiß nicht wer, aber ein Auto war vor mir auf dieser Piste gefahren und so folgte ich der Spur von Tümpel zu Tümpel. Fertig und erschöpft parkte ich 2 Stunden später einfach neben der Piste mit Blick auf den Cerro Payún und einige andere Vulkane. Wen sollte ich hier schon stören damit. Ein kalter, heftiger Wind überzeugte mich, den Abend im Dog.O.Mobil zu verbringen.

Am nächsten Morgen stießen die Hyggies zu mir und wir entschieden uns gegen eine Offroad-Tour am Cerro Payún vorbei und für die "einfache" Strecke nach La Pasarela an der RN40. Leider hatte ich vergessen, dass die RN40 zwischen Bardas Blancas und der Laguna Coipo Lauquen nicht viel besser ist als die Piste durch den Park.

Erschwerend kam hinzu, dass ein übler Wind wehte und alle IOverlander Stellplätze nnicht wirklich funktionierten. Wenn man die Tür öffnete, musste man daran denken, den Mund geschlossen zu halten, sonst fraß man Sand. Wir suchten weiter, verließen das Tal des Rio Grande und an der Laguna Coipo Lauquen fanden wir einen brauchbaren Platz.

Von dort bis Chos Malal ist die RN40 ein Traum. In der Ferne sieht man die Felsformationen des Rio Grande und des Rio Colorado. Dazu kommen der Volcán de Cochiquito, der Volcán Tromen, der Crater Buta Ranquil und die Aguas Termales bei Auquinco. Man muss sich wirklich entscheiden, wie oft man anhalten will, um Fotos zu machen.

Am Rio Barrancas ging es dann in die Provincia del Neuquén. Nächster Stopp, Chos Malal. Chos Malal liegt im Tal des Rio Neuquén, hat etwas Flair, aber nachmittags um 15:00 ist außer der Tankstelle, einem Museum und der Bibliothek alles geschlossen. Nicht einmal einen Kaffee bekam ich.

Vera überzeugte uns, als nächstes die Área natural protegida Epu Lauquen und die Termas Aguas Calientes anzufahren. Das sind ca. 300 km hin und zurück und ich entschied mich an diesem Abend doch lieber in Richtung Lago Caviahue und Salto del Agrio (Wasserfall) weiterzufahren.

So trennten sich wieder die Wege mit den Hyggies und ich bog bei Andacollo auf die RP57 ab.

Das waren die ersten grünen Oasen, die ich seit Wochen in Argentinien gesehen hatte. In den Flusstälern war es grün, Bäume, Wiesen und Felder. Wenn man aus einem Tal herauskam, waren es wieder die üblichen Brauntöne.

Die 160 km bis zum Wasserfall und der Wäscherei in Caviahue dauerten ihre Zeit, aber abends um 18:00 Uhr schaute ich bei kaltem Wind auf den Lago und den Volcán Copahue. Wenn Las Lenas ein Retortenort war, dann war Caviahue eine echte kleine Perle in einem Skigebiet. Es gab einen Park am Lago, mehrere Restaurants und ein Café, aber auch hier war fast alles geschlossen.

Nachdem ich am nächsten Tag meine saubere Wäsche abgeholt hatte, ging es weiter über Las Lajas und die RN242 in die Berge, die mich zur argentinischen 7 Seenplatte bringen sollte. Kurz vor dem Paso Pino Hachado bog ich auf die RP23 ab. Schon vorher sah man kleine Wälder an den Berghängen. Auf der RP23 fährt man gemütlich durch diese Bergwelt. Zumindest bis zur Baustelle, einer 30 km langen Baustelle. Ich hängte mich an einen Clio und hoffte, so durch das Durcheinander zu kommen. Es klappte perfekt. Es war die erste Strecke, die ich mit bis zu 70 kmh gefahren bin und es auch genossen hatte.

Belohnt wurde ich mit einem Blick auf den Lago Aluminé und etwas später auf den Lago Moquehue. Keine Ahnung wieso es 7 Seenplatte heisst, denn es sind so viele mehr.

Ich brauchte keine 3 km, um den touristischen Charakter der Seen zu erkennen. Hotels, Ferienhäuser, Restaurants, eins neben dem anderen. Kein Platz am See, keine Straße, die nicht als Zufahrt zu einem Haus oder Resort markiert war. Die 2 Campingplätze auf meiner Strecke waren auch geschlossen, jedenfalls war das Tor zu und niemand reagierte auf mein Rufen.

Auf der RN11 ging es zu meinem ausgewählten Stellplatz in der Mitte von Norgendwo, etwas vor dem Lago Ñorquinco.  Mit dem Ausblik auf die Paredones Geológicos begrüsste ich das Wochenende.

Und auch hier gab es eine Überraschung. Mein erster Regen nach 47 Tagen auf Tour

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