Temuco nach Santiago
Temuco nach Santiago
Östlich von Temuco befinden sich mehrere aktive Vulkane, wie der Villarrica (2'840 m.ü.M.) im Südosten und der Llaima (3'125 m.ü.M.) im Nationalpark Conguillo. Ich wollte etwas weiter nordwestlich zum Lonquimay.
Dort gibt es einen Rundweg, den ich aber nur teilweise befahren wollte. Das erste Ziel nach Temuco war Curacaution. Ein verschlafener Ort mit ein paar Geschäften. Entlang der R 181 gibt es dann Wasserfälle, Seen, Bäche, große Araukarienwälder, die Sierra Nevada und Vulkane. Ich habe mir den Salto de la Princesa und den Salto Alaska angesehen. Aber diese touristische Ader hat mich schnell gelangweilt. An jeder Ecke gibt es Restaurants, Verleihe (Kajaks, Fahrräder) und Miradores, von denen ich nicht so recht verstand, was man da sehen sollte.
In IOverlander hatte ich mir ein paar Orte ausgesucht. Meine ersten 2 Möglichkeiten waren in Malalcahuelo. Direkt am Rio Cautin, aber idyllisch stelle ich mir anders vor. Am Fuße des Lonquimay gibt es ein Skigebiet und über die R89 kommt man höher in die Berge und kann an Bergbächen stehen. Hier habe ich es auf 1'200 m.ü.M. gefunden.
Zweiter Tag und ich wollte meine eigene Tour machen. Nicht über den Ort Lonquimay nach Liucura, sondern entlang der Cuesta las Raices (R89) in ein Mapuche-Gebiet. Jedes Mal, wenn ich zum Fotografieren rausgegangen bin, habe ich die Araukarien gerochen. Die Bäume und der Wald sind so beeindruckend. Auf dem Kamm ging es zu Fuß 100 Höhenmeter hinauf zum Mirador PataChoique. Im Westen ragen der Volcano Lonquimay (2'865 m.ü.M.) und der Volcano Tolhuaca ( 2'806 m.ü.M.) auf, im Süden den Volcano Llaima (3'125 m.ü.M.) und die Sierra Nevada.
Hier oben fiel mir zum ersten Mal dieser Staub auf, kein Sand, sondern feiner schwarzer Staub. Der Betreiber des Mirador PataChoique erklärte mir, dass es sich dabei um Vulkanstaub handelt, den der Lonquimay bei einem der Ausbrüche im letzten Jahrhundert abgelagert hat. Wenn man mit dem Auto über diese Staubpisten fährt, zieht man eine sehr lange Wolke hinter sich her.
Auf dem Weg ins Tal kam ich auch an einem ehemaligen Skigebiet vorbei. Meine Tour auf der Staubpiste wollte ich im Valle Naranjo entlang der R801 bis zur R785 fortsetzen. Das Tal ist Mapuche-Gebiet, nichts Touristisches, aber Natur und Araukarienwälder. Einfach atemberaubend und ich benutze dieses Wort nicht oft. Bisher das schönste Tal in Chile.
Langsam geht es bergauf, alles Piste und je höher man kommt, desto mehr Staub wirbelt das Dog.O.Mobil auf. Zuerst hatte ich Gegenwind und die Staubwolke war hinter mir, aber bei einer Abfahrt drehte der Wind und plötzlich fuhr ich mitten in der Staubwolke. Es half nichts und so akzeptierte ich, dass der Staub auch durch die Lüftungsschlitze in den Innenraum kam. Dann kam die Überraschung. Ohne Vorwarnung kam ich nicht weiter. Eine kleine Brücke war nicht mehr da. Als ich später nachschaute, waren es nur noch ca. 3 km bis zur Kreuzung.
Ich ärgerte mich nicht, dass ich ein zweites Mal durch dieses wunderschöne Tal fahren musste, aber der Staub!
2 Stunden später stand ich wieder auf meinem Platz und sah die Katastrophe. Hatte ich zuerst gedacht, der Fahrerraum sei verstaubt, stellte ich fest, dass der ganze Wohnbereich verstaubt war. Notdürftig reinigte ich das Bett, blies den Staub mit dem ARB-Kompressor weg und wusch mich im kalten Gebirgsbach. Den ganzen Tag verbrachte ich mit Putzen. Um ehrlich zu sein, fand ich noch Tage später Staub in Fächern, von denen ich dachte, dass da nie Staub reinkommen würde.
Morgens um 9:00 war es noch frisch, so um die 4-7 Grad, aber bei Sonnenschein habe ich draußen gefrühstückt. Zu einer Wanderung konnte ich mich nicht aufraffen, dafür habe ich einen Protein-Bananen-Schoko-Kuchen gebacken und am Blog geschrieben.
Nach ein paar Tagen machte ich mich auf den Weg nach Norden. Zuerst ging es aber hoch zum Volcán Lonquimay und nach Tolhuaca. Zuerst ist die R785 geteert, mit einigen Schlaglöchern, aber auf der Höhe des Corralco Resorts (ca. 1'400 m.ü.M.) weicht der Wald und das Grün dem Anthrazit des Vulkansandes. Ich habe das Schlimmste befürchtet, aber dieser feine Staub weht nur auf wenigen Abschnitten. Ich stellte das Dog.O.Mobil auf ca. 1'700 m.ü.M. am Strassenrand ab und machte mich auf den Weg zu einem namenlosen Hügel im Osten auf ca. 2'100 m.ü.M. Von oben sah man den Llaima im Süden und den Callaqui im Norden.
In dieser Mondlandschaft zu wandern war beeindruckend, aber noch beeindruckender waren die Spuren der Autos, die hier oben fuhren.
Der Chileno geht weder an den Strand noch auf den Berg, auch wenn er mit dem Auto dorthin kommt!
Irgendwann musste ich dann weiter Richtung Norden. Eigentlich wollte ich in Los Angeles in einem Lider einkaufen, mir dann den Salto del Laja anschauen und dort auf einem Campingplatz übernachten. Für die nur 250 km habe ich inklusive Einkaufen etwas über 4 Stunden gebraucht.
Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, aber der Salto del Laja war total überlaufen. Das war mit Abstand die größte Touristenattraktion in Südamerika bis jetzt. Für die 2,5 km im Ort habe ich 205 min gebraucht. Menschenmassen drängten sich an der Straße und am Wasserfall. Nicht mein Ding. Plan B war ein Platz in Ñipas am Rio Itata, ca. 100 km über Land. Die Landschaft war abwechslungsreich und ab La Cascada Liucura Bajo fuhr ich entlang eines Kanals durch Obst- und Gemüsefelder (N888). Im Nachhinein hätte ich hier bleiben sollen, in einem Wäldchen am Rio Itata bei den Einheimischen.
Um Quillón herum gab es "Weinberge" und Straßenverkäufe von Tomaten und anderem Gemüse. In Quillón kaufte ich an einem Straßenstand 2 Flaschen Wein und 1 kg Tomaten.
Der Stellplatz in Ñipa, inzwischen war es 18:00 Uhr, wurde zum Problem. Ich sah ihn, fand aber keinen Weg hinunter zum Rio Itata. Frustriert fuhr ich nach 30 min weiter zu Plan C, einem Stellplatz an der Mündung des Rio Itata. Geschätzte Fahrzeit 1:45 h.
Die Strecke war perfekt bis auf die letzten 20 km ab Treguaco. Nach Treguaco war es Rippio im Sonnenuntergang. Teilweise konnte man vor lauter Staub nichts mehr sehen. Um 20:15 kam ich dann nördlich von Mela auf meinem Stellplatz an. Mittlerweile war es mir egal wie schön es war, ich wollte nur noch etwas essen und ein Bier trinken.
Am nächsten Morgen sah ich, dass es eine Mischung aus Müllkippe und Strand war. Also nichts für mich. Ich lernte wieder dazu und suchte mir für den Tag mehrere Plätze entlang der Küste aus. Die Ruta del Mar im Süden ist rau und schön, wenige Ortschaften, viel Wald und viele einzelne Häuser, Bauernhöfe. Teilweise stehen hier schon einige architektonisch anspruchsvolle Häuser auf den Klippen.
Außer dem Strand und der Steilküste gab es nicht viel zu sehen. Aber es gab einige Sehenswürdigkeiten, die einen Stopp wert waren. Bei den üblichen Attraktionen, wie der Iglesia de Piedra, einem Felsen im Meer, gab es auch keine freien Parkplätze mehr. Stattdessen habe ich in einem kleinen Restaurant Empanadas gegessen. Interessant fand ich den Memorial Beach bei Santa Rita. Eine Art Gedenkstätte an den Klippen.
Bei den Arcos de Calán (https://maps.app.goo.gl/AZoGg5wKqJrzehnZ9) habe ich mir gedacht, wenn das mal ein Deutscher Öko sehen würde. Die Chilenen sind die letzten 50 m mit dem Auto zu den Felsen gefahren. Der Abstieg zum Strand war nicht wirklich ein Weg
Curanipe, so wurde mir gesagt, ist vor allem für seine Fischer und Fischmärkte bekannt, wird aber zunehmend von Surfern und Badegästen in Beschlag genommen.
Von Cobquecura aus gab es neben dem Individualtourismus auch Bustouren zu den Küstenorten. Die Küstenorte boten Märkte, Strände, Restaurants und ich habe auch 3 Zirkusse am Strand gesehen. Je weiter ich nach Norden fuhr, desto länger dauerte eine Ortsdurchfahrt.
Für die 200 km an diesem Tag brauchte ich über 4 Stunden und mit Besichtigungen und Essen war es wieder 18:30 bis ich im Camping Municipal La Trichera ankam. Es war windig und frisch, aber auf dem Parkplatz war genug Platz für mein Wohnmobil. Es gab auch Hütten mit Grill, Tischen und Bänken, aber die waren bis Ende Februar ausgebucht. La Trichera liegt am nördlichen Ende der Düne von Putu. Von der Düne von Putu hatte ich nicht viel gesehen, außer dass der Strand endlos groß war und bei dem Wetter nur ein paar Angler und Reiter unterwegs waren.
Es war schon das zweite Mal, dass der Morgen auf der Ruta del Mar neblig war. Das Wohnmobil war feucht, als hätte es geregnet. Der Wind trieb Staubwolken (in ES: Bruma) über den Strand ins Landesinnere. Frühstücken im Freien konnte ich vergessen.
Mal sehen, was es weiter nördlich gibt. Immerhin waren es noch fast 400 km an der Küste entlang bis zum Flughafen in Santiago. Ich musste mal wieder Wäsche waschen, das WoMo mal wieder "abstauben" und zwei kleinere Reparaturen durchführen.
Ich suchte mir Stellplätze an Flüssen oder am Meer. Erstaunlicherweise gab es, je näher man Valparaíso kam, nicht mehr so viele mit guten Bewertungen. Den ersten Test wollte ich in der Nähe von Pichilemu am Estero Nuevo Reino machen.
Bis nach Hualañé gab es noch große Erdbeerfelder und Gemüseanbau. Ich sah die ersten Bergrücken, die systematisch abgeholzt und natürlich mit Nadelholz aufgeforstet wurden. Der längste so bearbeitete Bergrücken war ca. 15 km lang. Etwas seltener sah man Weinberge.
Auf der J-70-I wurde das Gelände hügeliger und der Gemüseanbau wich der Holzwirtschaft und der Viehzucht. Ich hatte schon einige große Holzverarbeitungsbetriebe gesehen. Zum einen für die Stromerzeugung und zum anderen für die Zelluloseproduktion.
Auf der I 660 wusste ich zunächst nicht, was ich sah. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass ich riesige Plantagen mit Olivenbäumen sah, dazwischen wieder etwas Obstanbau.
Ich wusste, dass Google Maps mich nicht zum Ziel führen würde und fuhr durch Eukalyptus- und Nadelwälder, entlang von Bächen und über Hügel zum Estero Nuevo Reino. Idyllisch floss der Fluss bei 22 Grad durch die Hügel, umgeben von schattigen Pinienwäldern. Nur war ich nicht der Einzige, der auf diese Idee gekommen war. Das Schlimmste aber war, dass ich keinen Platz fand, der nicht im Sand endete. Ich hätte heulen können, aber ich musste den ganzen Weg zurück und weiter an der Küste entlang.
An einem Sonntag war die Hölle los auf der I500, Punta de Lobos war ein einziger Stau, die Umfahrung war zeitraubend. In Pichilemu war Markttag und fast nichts ging. Ich kaufte ein paar Erdbeeren mit Schokoladenkruste von einem Straßenverkäufer und fuhr später in einer Kolonne weiter.
Pichilemu ist berühmt für seine Wellen und Surfer aus der ganzen Welt kommen hierher. Der Surfwettbewerb der Panamerikanischen Olympiade 2023 wurde hier ausgetragen, ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt!
Die Steilküste von La Boca war mein Ziel. Was habe ich an diesem Tag gesehen, nicht viel außer Autos, Menschenmassen und einem diesigen Himmel. Die Küstenregion ist eben das Naherholungsgebiet von Talca und es waren Sommerferien!
Ich würde La Boca nicht als cool bezeichnen, aber es war der beste Ort am Pazifik seit Tagen.
Am nächsten Tag brachte ich meine Klamotten in die Wäsche, schaute mir Touristenorte wie Matanzas an und im Laufe des Nachmittags wurde mir klar, dass ich von der Küste weg musste. Im Vergleich zur Costa de Araucanía wurde hier Geld in den Tourismus gesteckt, viel Geld!
Zum Abendessen gab es selbstgemachte Chorrillana (bei uns würde man das Bratkartoffeln, Zwiebeln, Würstchen und Spiegeleier nennen) mit Gurkensalat und einen Rotwein, den ich von Lorena und Mauro (aus Santiago) geschenkt bekommen hatte.
Am nächsten Morgen: Null Sicht! Im Nebel konnte man am Steilhang keine 25 Meter weit sehen.
Zeit für mich, Richtung Santiago aufzubrechen, um Marcus abzuholen. Vorher musste ich noch den 2. Versuch starten, das WoMo zu "entstauben". Ich hatte mir einen Campingplatz am Embalse Rapel ausgesucht. Es gab nicht so viele Möglichkeiten auf der Strecke Wasser zu laden und da bietet sich ein Campingplatz an.
Über die 150 km gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Es wurde warm (über 30 Grad) und die Farbe der Landschaft wechselte zu braun. Große Olivenhaine, Wein und Schweinezucht. Ich roch es entlang der G84, bevor ich die großen, flachen Mastställe sah und auch am ersten Schweinetransporter vorbeifuhr.
Ich war erstaunt, denn in den Supermärkten hatte ich nicht viel Schweinefleisch gesehen. Googelt man nach "Gauchos entdecken das Schwein" oder so ähnlich, findet man Informationen dazu. Von den 50 größten Schweinefleischproduzenten (halten zusammen ca. 16,5 Millionen Sauen) kommen 24 aus China, 12 aus den USA, 4 aus Brasilien, je 3 aus Spanien und Russland, 2 aus Thailand, 1 aus Südkorea und nur einer aus Chile. Den einen chilenischen Betrieb habe ich dann wohl gerochen
Die Etappe

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Beitrag Info
Wann | Feb 2025 |
Status | Done / Visited |
Updated | 03. Oktober 2025 |
Page read | 109 |