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Puerto Montt nach Temuco

Puerto Montt nach Temuco

Von Chacao bis nach Puerto Montt dauerte es nur ca. 45 Minuten. Hatte 3 € für die Autobahn bezahlt, wie in Frankreich oder Italien. Was soll ich sagen, ich brauchte weitere 45 Minuten, um meinen Parkplatz in der Nähe des Gebäudes der Intendencia Regional de Los Lagos zu erreichen.

Puerto Montt hat ein großes Industriegebiet mit vielen Geschäften und noch mehr Verkehr. Dazu kamen Baustellen und lange Ampelschaltungen.

Zur Strandpromenade brauchte ich nur 15 Minuten. Was soll ich sagen, mit ca. 280'000 Einwohnern ist es für mich die 3. größte Stadt in Südamerika.  An einem bewölkten Tag versprühte sie nicht so viel Charme. Ich schlenderte die Promenade entlang zum Angelmo Fish Market oder sollte ich besser Touri Market sagen.  Habe aber trotzdem dort dort gut gegessen, in einem kleinen Restaurant, wo Mama und Papa kochen und die Tochter serviert. Hatte Erizos (Loxechinus_albus) in Zitronensaft mariniert mit Koriander und Zwiebeln. Danach gab es einen Muscheleintopf mit 6 verschiedenen Muscheln. So langsam machte mir das Essen in Südamerika Spaß.

 

Ach ja, vorweg gab es einen Pisco Sour, als Aperitif, so wie bei den Griechen der Ouzo. Habe mir noch am selben Tag Pisco und Zitrone gekauft. Einen Angostura habe ich erst ein paar Tage später bekommen. Meine geschüttelte WoMo Version ist

  • 60 ml Pisco
  • 30 ml frischer Zitronensaft
  • 1 Teelöffel Zucker
  • etwas Sprudel
  • Eiswürfel

Eigentlich wollte ich endlich Palafitos sehen, habe sie aber nicht gefunden, obwohl sie eine Touristenattraktion in Angelmó sein sollten! Dafür fand ich den Busbahnhof. Was für ein geschäftiger Ort. 

In der Innenstadt habe ich versucht, eine Kofferwaage zu kaufen, aber ohne Erfolg. Chilenen brauchen so etwas anscheinend nicht. Mir wurde empfohlen, nach einer Fischwaage für Angler zu suchen.  Denn geangelt wurde hier viel.

Nach 5 Stunden Puerto Montt versuchte ich in einem Unimarc einzukaufen. Leider befand sich dieser am Stadtrand und gegen 17:00 Uhr herrschte dort Hochbetrieb. Mit etwas Mühe schaffte ich es durch den Laden und auf die R7 Richtung Parque Nacional Alerce Andino. Dort gab es nur wenige Stellplätze und im Regen suchte ich mir den aus, der am zum Eingang lag. 

Ausgeschlafen ging ich dann um 9:00 zum Eingang, bezahlte meine 7'800 CLP und machte mich auf meine kleine Tour zur Laguna Sargazo und zum Mirador Condor Laguna Sargazo. Um es kurz zu machen, ich habe es wieder nicht geschafft, gute Fotos von 4'000 alten Lärchen zu machen, noch bin ich Pumas, Kondoren oder Pudu-Hirschen über den Weg gelaufen. Aber es waren ein paar schöne Stunden und zur Abwechslung mal gutes Wetter.  

Nach dem Nationalpark wollte ich Vulkane aus der Nähe sehen und es gab 3 Möglichkeiten. Der Osorno, der Calbuco und in der Ferne der Tornador. Als Ausgangspunkt bot sich das Südufer des Lago Llanquihue an. Zeltplätze waren Mangelware. Es wurde ein Camping am See mit Blick auf den Osorno. Als ich auf die R 225 abbog, war ich auch auf dem Red Interlago. Entlang dieser Straße sollte ich noch weitere Seen, Vulkane und Attraktionen finden. Am Lago Llanquihue wurde es etwas mondäner. Golfplatz, Yachtclubs, Restaurants, Radwege, alles etwas nobler. Wurde auch teurer! Mein Camping bot nicht viel, kostete aber 34 €. Warme Duschen nur zwischen 8:00 - 10:00 und 20:00 - 22:00!

Am Westrand des Lago Llanquihue liegt Frutillar, eine Beschreibung hat mir gefallen: "Picture-Perfect German Town". Der Name stammt von der chilenischen Erdbeere (span. frutilla chilena).  Frutillar wurde von deutschen Siedlern gegründet, hat ein Museo Colonial Alemán, deutsche Bauernhäuser aus Holz, ein gläsernes Theater am See etc. Nicht mein Ding.

Volcano Osorno zeigte sich an diesem Tag von seiner besten Seite. Nach etwas Recherche wusste ich, dass man mit dem Auto ziemlich weit nach oben kommt <Volcán Osorno Centro de Montaña> und wenn man faul ist, mit dem Lift noch weiter nach oben. Ist ein Skigebiet. Ansonsten sind es ca. 1'500 Höhenmeter über 5 km. 

Wenn mir das zu viel war, dann sollte es der Crater Rojo werden, 130 Höhenmeter auf 1,6 km. Die Routen am Lago Todos Los Santos kamen für mich wegen ihrer Länge nicht in Frage.

Mit einem Pisco Sour in der Hand bewunderte ich die Farben des Sonnenuntergangs auf dem Osorno.

Aber ich hatte den Wetterbericht gesehen und wusste, dass es regnen würde. In der Nacht fing es an. Morgens um 9:00 war der Gipfel des Osorno in Wolken gehüllt und das nächste Gewitter kam von Westen.  Da ich keine Lust hatte, noch einmal 30 € für den Campingplatz zu bezahlen, es war nicht viel geboten, ging es weiter den Red Interlago entlang. Erster Stopp, Las Cascadas. Wie der Name schon sagt, ein paar Häuser mit einem Wasserfall.

Irgendwo auf dem Weg nach Norden kam ich in die Región de Los Ríos.

Ich kam an diesem Tag am Lago Rupanco und am Lago Puyehue vorbei. Am Ende stand ich am Lago Ranco. Das Wetter war den ganzen Tag bescheiden. Wolkig, ab und zu regnete es und die Berge waren in Wolken gehüllt. Die Landschaft erinnerte mich zeitweise an die Auvergne oder das Allgäu. Vom Vulkan Puyehue-Cordón Caulle habe ich nichts gesehen.

An einem Imbiss probierte ich Salchipapas (die chilenische Variante von Pommes und Currywurst). Die Pommes waren nicht knusprig und schwammen im Fett. Sagen wir mal so, ich werde es kein zweites Mal probieren. 

Am Rio Calcurrupe, der in den Lago Ranco mündet, fand ich am Nachmittag meinen Stellplatz. Gegen 18 Uhr klarte der Himmel auf und die Angler strömten an den Rio um Forellen oder Lachse zu fangen. Viel Erfolg hatte aber keiner. Fliegenfischen mit einem Pisco Sour in der Hand ist eben besser als im kalten Waser stehen!

Am nächsten Morgen wieder dunkle Wolken und der angekündigte Regen war im Anmarsch. 

Ich hatte gelesen, dass der Süden Chiles, also Patagonien, eine kühle und regenreiche Region mit sehr wechselhaftem Wetter ist. Die Sommer sollen kühl und bewölkt sein. 

Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Wenn die beste Reisezeit von Dezember bis Februar ist, möchte ich in den anderen Monaten nicht hierher reisen! Ich möchte noch hinzufügen, dass es mir an der Pazifikküste besser ging als in den Anden.

Also machte ich mich wieder auf den Weg zur Küste. Auf der T551 ging es durch Llifén und Futrono. Vom Lago Ranco war nicht viel zu sehen, da die Wälder den See meistens verdeckten. Die 2 Ortschaften haben mich auch nicht wirklich vom Sockel gerissen, was man daran sieht, dass ich kein einziges Foto gemacht habe!

Irgendwann verließ ich dann den Red Interlago, bog auf die T625 ab und fuhr durch Bauernland bis zur R5. Hügelige Landschaft, große Felder, Heu und Stroh, aber sonst nicht viel. In Reumén änderte sich das Bild ein wenig. Es ging bergauf in die Wälder vor Valdivia. Gefühlt vor jedem zweiten Haus machte jemand Holz oder verkaufte Holzarbeiten.

Valdivia, die Hauptstadt der Región de Los Ríos, habe ich zum Einkaufen und Tanken angefahren. In Valdivia (ca. 150'000 Einwohner) sollte es ausser den Festungen der Spanier (Castillo de San Luis de Alba de Amargos, Castillo de Niebla und Castillo San Pedro de Alcantara) nicht viel zu sehen geben. Mein Abstecher zum Rio Calle-Calle entlang der Avenida Arturo Prat hat das auch nicht Lügen gestraft. Ich würde die Stadt als nüchtern und etwas heruntergekommen beschreiben. 

Ich fuhr also gemütlich auf der R202 nach San José de Mariquina, sah aber auf dem Weg auch nicht viel. Weder auf der Straße noch in der Stadt. Erst ab Mehuín auf der T270 entlang der Küste wurde es abwechslungsreicher. 

Bei der Ortschaft Queule kam ich in die Región de La Araucanía. Araucanía bedeutet übrigens „der von den Araucanos bewohnte Ort“, so nannten die Spanier das Mapuche-Volk. 

Von hier bis Playa Porma war es gepflegtes Ackerland, Sümpfe, Flüsse und kleine Ortschaften. Ab und zu ein Mirador, eine Fähre, um einen Fluss zu überqueren oder ein Imbiss, um Empanadas oder Obst/Gemüse/Kartoffeln zu kaufen.

Playa Porma war eine Offenbarung für mich. Sie wird auch das Refugium an der Küste der Araukanien genannt <Escondite en la Costa de Araucanía>. Zu Recht, würde ich sagen! Dieser ca. 15 km lange Strandabschnitt zwischen der Mündung des Rio Toltén und des Rio Rucacura zeichnet sich durch seinen schwarzen Sand, das blaue Meer und die erodierten Klippen aus.

Die Klippen wurden und werden durch die starke Brandung des Pazifiks geformt. Bei Flut schlagen die Wellen an den Fuß der Klippen, sozusagen 5 Meter unter meinem WoMo!

Zwar sah ich trotz der starken Brandung, des Windes und der niedrigen Wassertemperatur Leute hier baden, aber ich beobachtete eher die Angler und Badenden von den Klippen aus.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass hier auch nur ein Peso in Tourismus und Gastronomie geflossen war. Das Restaurant war geschlossen, kein Campingplatz und der Mini-Mercado war für die Einheimischen. Je näher man der Playa selbst kommt, desto mehr Scherben und Müll findet man an den Klippen! 

1 km weiter nördlich war es der perfekte Ort, um schöne Sonnenuntergänge zu genießen oder einfach einen Tag am Meer zu verbringen. Neben mir stand nur noch ein weiteres WoMo auf den Klippen. Also perfekt zum Entspannen. Ich hatte meinen Platz für das Wochenende auf den Klippen gefunden, ca. 15 m über dem Pazifik. Zur Abwechslung mal bei schönem Wetter. 

Nach 3 Tagen hatte ich fast kein Wasser mehr und die Müll- und Toilettenbeutel waren voll. Also beschloss ich notgedrungen, meine Probleme zu lösen. Mülleimer fand ich relativ schnell, es gab welche nicht weit von der Playa.

Für Trinkwasser musste ich nach Puerto Domínguez fahren.  Nach einer Stunde hatte ich Wasser und die Empfehlung des Tourismusbüros. Als erstes würde ich zur Playa Puaucho fahren, wenn es mir dort nicht gefallen würde, wären Playa Maule und Playa Stefyan an der Reihe.

Playa Puaucho war meiner Meinung nach genauso toll wie Playa Porma und so blieb ich dort, schaute den Einheimischen beim Fischen zu und genoss den Tag. 

Einer empfahl mir, unbedingt nach Boca Budi zu fahren und dort Fisch zu essen. So hatte ich schon einen Plan für die nächsten Tage. 

Entspannt fuhr ich über sehr gut ausgebaute Schotterpisten Richtung Boca Budi. Es war Erntezeit für Frühkartoffeln, die hier von Hand und mit der Hacke geerntet wurden. Was die Bauern hier wohl den Rest des Sommers taten, denn die Getreidefelder waren schon abgeerntet. An einem Montagmorgen war die Gegend entlang der Küste ziemlich verschlafen und Boca Budi hatte "Ruhetag". Keines der 3 Restaurants hatte geöffnet und so fuhr ich die 70 km weiter nach Temuco.

Ich hatte von der alten Hausform der Mapuche, dem Ruka, gelesen, aber nur eines gesehen, das als Touristenunterkunft diente. Das Ruka war rund und aus Lehm und Schilf gebaut. Der einzige Raum hatte keine Fenster und nur eine Tür.

Image by richardchillan from Pixabay

Die Landschaft änderte sich erst etwas, als wir an Carahue vorbeifuhren. Wenn man nach Carahue hineinfährt, stehen auf dem Grün in der Mitte der Straße alte Lokomotiven,das Monumento Nacional Locomóviles de Carahue, von denen man auf der weiteren Fahrt nach Temuco noch einige sieht. 

Ich wollte wissen warum und fand das passende Museum. 1999 hatte ein Bürgermeister von Carahue die Idee, hier ein Museum des Dampfzeitalters zu errichten. Das Eisenbahnmuseum, das Museo de Trenes ist direkt am Stadteingang nach der Brücke. Daher also die vielen Dampfmaschinen. Die Maschinen funktionieren zum Teil noch, sagte mir der Angestellte.

In den Reiseführern findet an so viel zu Städten, zu denen es wenig zu sagen gibt, aber Carahue habe ich nirgends erwähnt gefunden

Ich fand einen Parkplatz in Carahue und war einer von vielen, die sich geschäftig durch die "City" bewegten. Ich fand meine Empanadas und war glücklich. Nach Carahue wurde es waldig und ich sah Sägewerke und Geschäfte, die Holz verkauften.

45 Minuten später war ich in Temuco, was für ein Kontrast. Die Hauptstadt der Región de La Araucanía (ca. 240'000 Einwohner) war anders als alles, was ich bisher in Chile gesehen hatte. Breite moderne Straßen, moderne Häuser, große Supermärkte, McDoof und Co und so viel Trubel. Vielleicht lag es auch am Sonnenschein! Aber ich habe auch nicht viel anderes gefunden, was es wert gewesen wäre, noch einmal nach Temucu zu fahren. Die erste Shopping Mall nach amerikanischem Vorbild war ganz nett, aber... 
 
Aber ich bin ja nicht wegen der Stadt nach Temuco gefahren, sondern wegen der Vulkane. Östlich der Stadt gibt es mehrere große aktive Vulkane, wie z.B. Villarrica (2'840 m.ü.M.) und Llaima (3'125 m.ü.M.) und noch mehr inaktive. 

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