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Patagonien, Chile

Lago Amarga

Patagonien, Chile

Am 20.12. ging es dann nach Chile. Als Grenzübergang hatte ich mir Mont Aymond ausgesucht. Nach dem Tanken ging's los. 

Auf der RN3 kam nach 20 km die Überraschung. Auf dem Display des Sprinters erschien eine Fehlermeldung. Eine ESP-Fehlfunktion. Schexxxxe dachte ich, was ist das denn jetzt. Anhalten, Sprinter ausgemacht. Bei dem Wind draußen war das Laufen schon anstregngend, aber es musste sein. Reifendruck normal und ich konnte nichts sonst sehen. Sprinter an, Fehlermeldung kam nicht mehr.

Von da an fuhr die Angst mit. Sollte ich zurück nach Rio Gallegos? Entschied mich dagegen. Wie die letzten Tage musste ich nach links oder rechts lenken, um geradeaus zu fahren. Musste aufpassen, dass mich nicht ein Windstoß von der Straße wehte. Jedes Mal, wenn ein Lastwagen vorbeifuhr, verkrampfte ich mich.

Aber ich kam ohne weitere Probleme bis zum Grenzübergang Mont Aymond, der argentinischen Grenze. Ich stellte mich hinten an und staunte nicht schlecht, als der Fahrer des WoMo vor mir ausstieg und mit Papieren herumfuchtelte. Im Gegensatz zur letzten Grenze mussten wir die 400 Meter zur Grenzstation zu Fuß gehen, bei starkem Gegenwind und Temperaturen unter 12 Grad. Die Schlange war so lang, dass ich mit allen anderen draußen anstehen musste. 15 Minuten später war ich drinnen. Das Prozedere war das gleiche wie vorher. Erst Migraciones, dann neue Schlange für Aduanes und immer schön einen Stempel für den Laufzettel.  

Dann ging es die 400 m zurück zum WoMo und im WoMo 3 KM weiter zur chilenischen Grenzstation. Diesmal waren es nur 300 m bis zum Gebäude 😱 und ich stand sofort windgeschützt in der Eingangshalle. Hier funktionierte das WiFi und ich konnte das Digital Affidavit for Entry to Chile ausfüllen, während ich mich langsam in Richtung Migraciones bewegte. Für das TIP musste ich nicht anstehen und der Beamte hatte es in 5 Minuten ausgefüllt. In der Schlange für den Import waren nur 3 Leute vor mir und der Beamte sprach französisch, englisch und deutsch. Ich zeigte ihm die Nummer für das Digital Affidavit, er tippte sie ein, gab mir meinen Pass und mein Handy zurück und weiter ging es zur Autokontrolle.

Der Zollbeamte interessierte sich nur für Gemüse, Obst und Honig. Ich zeigte ihm den originalverpackten Käse und die Wurst im Kühlschrank, als auch das gefrorene Hackfleisch, aber das war für ihn OK.

Nach 1,5 Stunden war ich durch und konnte in Chile weiterfahren. Keine großer Unterschied zu Argentinien. Asphaltierte Straße, keine Ortschaften, starker Wind und gähnende Leere. Nach Punta Arenas waren es auf der Ruta 255 ca. 200 km. Die wenigen Highlights sind der Estrecho de Magallanes, die Magellanstraße, und die verlassene Estancia San Gregorio mit dem Wrack der Barge Ambassador am Ufer.

Es ist eine raue und kalte Gegend und ich hatte eigentlich keine Lust in der Kälte herumzulaufen. Die Fahrt nach Punta Arenas verlief im großen ganzen eintönig und ohne weitere Zwischenfälle.

Punta Arenas ist die Hauptstadt der Región Magallanes y de la Antártica Chilena. Mit ca. 125.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt Südpatagoniens. Die Vororte sind auch im Frühling nicht der Burner. Zum Einkaufen ging es in die Zona Franca zu einem Unimarc. 

Hier habe ich den Unterschied zu Argentinien gesehen. Der Unimarc war riesig, hatte eine große Auswahl und das, was ich kaufte, war billiger als in Argentinien. Es gab auch richtiges Baguette, außen knusprig und innen weich. Die Anzahl der Läden, in denen man in der Zona Franca einkaufen konnte, war riesig. Läden wie in Europa. 

An der R9 entlang ging es dann in die Stadt. An einem Freitagnachmittag scheiterte mein Versuch, den Sprinter hier zu parken. Hatte alles was ich brauchte und Montag war ja ch noch ein Tag. An der Uferstraße standen ein paar Wohnmobile, aber erstens war kein Platz frei und zweitens kam eine Übernachtung hier für mich nicht in Frage.

Also fuhr ich auf der R9 Richtung Süden, was hier nicht warm bedeutet. Den ersten brauchbaren Platz fand ich nach 50 km bei Bahía Carrera. Toller Blick auf die Magellanstraße und Feuerland in der Ferne.

Etwa 20 km weiter südlich endet die R9. Der Besuch einiger Sehenswürdigkeiten und des Faro San Isidro standen auf meinem Wochenendprogramm.

Am Ende der R9 war so etwas wie eine Autoparkplatz. Hier parkte man, wenn man zum Leuchtturm oder zum Monte Tarn wollte. Das schaffte man locker an einem halben Tag!

Etwas weiter nördlich hab ich dann einen schönen Platz für das Wochenende gefunden

Ich habe auch recherchiert, wo man in Punta Arenas Geld tauschen kann, wo man SIMs bekommt und wo ich Weihnachten auf den 250 km nach Puerto Natales verbringen werde. Ein Ausflug bei dem Wetter zur Isla Magdalena und den Magellan Pinguinen (2h hin, 1h vor Ort, 2h zurück) und auch ein Tagesausflug zu den Buckelwalen fand ich bei dem Seegang nicht so prickelnd.

Die Plätze in und nördlich von Punta Arenas haben mich nicht gereizt und südlich hatte ich sie gesehen.

Punta Arenas war die erste Stadt in Patagonien, auch die südlichste Großstadt der Welt genannt, die mich begeisterte. Nach 10 Uhr hatte alles geöffnet. Einen Parkplatz fand ich in der Nähe des Parque de los Dinosaurios, denn für die Innenstadt war das Dog.O.Mobil zu lang. Hier wollte ich aber definitiv nicht über Nacht stehen.

100 USD (20 x 5 Dollarscheine) konnte ich ohne Diskussion in 15 Minuten wechseln. An der Kreuzung Pdte. Julio A.Roca und C. Lautaro Navarro gab es einige Cambios.

Hatte eine Entel Touristen SIM mit 60 GB für 4000 CLP (ca. 4 EURO) innerhalb von 10 Minuten. Ich hatte diesmal Entel genommen, weil deren Netz besser sein sollte. Ein paar Tage später lernte ich von Claudia und Stefan, dass man sein Handy in Chile registrieren muss

Dann bin ich mit den Passagieren des Kreuzfahrtschiffes, das im Hafen lag, durch die Innenstadt getigert. An der Plaza Armas Punta Arenas gab es eine Art Cantombe. Dort fand ich neben vielen Banken auch eine Kirche (jetzt weiß ich, dass es die Catedral de Punta Arenas war) und so etwas wie einen Palast. Das alles neben Regierungsgebäuden, Museen, Hotels, Hostels, Cafés und Restaurants.

In einem Restaurant habe ich Picantones probiert. In meinem Fall war das scharf gewürztes Hühnerfleisch in einem Kartoffelmantel, eine Art Nugget, mit einer feurigen Salsa. Es gab auch einen Teller mit einem ganzen gegrillten Huhn, aber das war mir als Snack zu viel des Guten.

Die Uferpromenade hatte ich von der R9 aus gesehen. Der inzwischen aufgefrischte Wind blies mich zum nächsten Unimarc. Da ich mich mal wieder verfahren hatte, lernte ich das andere Gesicht von Punta Arenas kennen. Waren die Wohnhäuser rund um das Zentrum bunt gemischt und teilweise eher einfach, so waren die Barrios weiter im Westen der Stadt richtig amerikanisch. Hier wohnt die Ober- und Mittelschicht, würde ich sagen.

Mit Essen für die nächsten Tage im Kühlschrank, vollgetankt und mit Frischwasser versorgt, ging es weiter Richtung Puerto Natales. War die R9 auf dem Weg nach Punta Arenas schon nicht der Burner, so wurde sie auf dem Weg nach Norden nicht besser. Sie ist flach, man sieht eigentlich nur Vögel und Schafe. Die meisten Abfahrten sind wie in Argentinien gesperrt, so auch meine erste Stellmöglichkeit in der Nähe von Chorrillo Basilio. Ich bin dann auf die Y460 abgebogen, zu einem Meeresarm / Binnensee, der mit dem Pazifik verbunden ist, nördlich von Vaqueria.  

Weihnachten war hier sehr ruhig. Ohne den Trubel stand ich allein am Binnensee und spazierte am Ufer entlang, nicht, dass es dort außer ein paar Enten und Gänsen etwas zu entdecken gäbe. Die Wettervorhersage für das Wochenende war gut und so buchte ich ein Ticket für den Torres del Paine Nationalpark.

Nach Weihnachten ging es weiter nach Puerto Natales. Zur Abwechlsung gab es ab und zu ein paar Felsformationen, Hügel, Lagunas.

Puerto Natales (ca. 50'000) war deutlich kleiner als Punta Arenas (ca. 125'000), aber die Touristen fielen einem auf. In der Innenstadt gab es alles, was man brauchte und fast alle Geschäfte waren geöffnet. Ich suchte mir einen Platz am Meer und nach einer kurzen Pause ging ich auf Erkundungstour.

Es gab nicht wirklich markante Gebäude die ins Auge stachen, aber mein Rundgang dauerte fast 3 Stunden und war 7 km lang. Ich trank Kaffee, machte coole Fotos und bewunderte die alten Schiffe im Hafen. 

Der Sonnenaufgang am nächsten Tag tauchte den Hafen in ein interessantes Licht. Aber viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Auf der  Tour zum TdP ging es nun langsam in höhere Regionen. Entlang der Y290 wechselten sich Seen und Berge ab. Diese sind zwar nur ca. 1'500 m hoch, wie z.B. der Cerro Tenerife, aber nach Wochen in der Estepa war das eine willkommene Abwechslung. Der Lago del Toro war auch der erste richtige See, seit ich die Anden verlassen hatte. 205 km2 sind nicht schlecht.

Die Y290 ist zwar nicht die beste Straße, aber durch den Wechsel von Teer, Schlaglöchern und Schotter wird es nicht langweilig. Den Rest des Tages verbrachte ich vor dem Parkeingang am Rio Serrano und stellte fest, dass ich gar nicht so viele Möglichkeiten hatte, im Park zu übernachten.

Ohne Anmeldung gab es

  • Campingplatz Lago Pehoe
  • Campingplatz Rio Serrano
  • Parkplatz Guarderia Grey
  • Parkplatz Refugio Pudeto

Alles anderen Optionen lagen weiter im Osten, außerhalb des Parks.

Am nächsten Morgen stand ich bei bestem Wetter um 7:20 Uhr am Check Point, zeigte mein digitales Ticket und los ging's. Nach 45 Minuten war ich am Lago Grey, schaute mir das Hotel an und erfuhr, dass das Hotelboot erst um 10:00 Uhr abfahren würde.

Morgens um 8:45 waren es 3 Autos an der Guarderia Lago Grey. Da das Boot auch hier erst um 10:00 Uhr fahren würde, entschied ich mich für einen Spaziergang zum Mirador Lago Grey.  Das milchige Wasser des Lago Grey und die 3 kleineren Eisberge ernüchterten mich dann doch.  Ich sah nicht ein für eine 3h Bootsfahrt 120'000 CLP zu bezahlen.  Als ich dann gegen 11:30 wieder am Parkplatz war, war dieser schon ziemlich voll. Amerikanische und asiatische Passagiere wurden von kleinen und großen Bussen herrangekarrt. 

Nach einem Automatenkaffee mit Milchpulver machte ich mich auf den Weg zum Salto Grande. Die Landschaft ist geprägt von Bergen. meiner Meinung nach ist der Unterschied, ob man nur den Paine Grande, die Cuernos del Paine oder einfach alles zusammen sieht.

Es gibt nicht viele andere Highlights, wenn man keine mehrtägige Wanderung unternimmt. Die Wasserfälle (Salto Chico oder Salto Grande), die vielen Aussichtspunkte (Mirador Cuernos war meiner Meinung nach der beeindruckendste) und dann natürlich die Seen (Lago Pehoe mit dem Campingplatz, Lago Sarmiento, Laguna Amarga, Laguna Azul und so weiter).

Mir hat die Aussicht von der Puente Weber gefallen. Der Wasser des Lago Pehoe sticht einem ins Auge, denn es war so blau und klar

Am Ende des zweiten Tages hatte ich die Berge oft, und aus allen erdenklichen Perspektiven, fotografiert, war dreimal "spazieren" gegangen und hatte auf dem Campingplatz am Lago Pehoe eine heiße Dusche bekommen.

Als ich ausserhalb vom TdP an dem Abend am Ufer des Lago Sarmiento stand und zurückblickte, bzw rüber blickte, fragte ich mich, ob sich die 45 € Eintritt gelohnt hatten. Im Nachhinein war ich mir nicht sicher, denn die vielen anderen Besucher, in unsäglich vielen Fahrzeugen, hatten das Erlebnis doch sehr getrübt. Ich weiß, ich war einer von denen, aber es war nach den 7 Lagos das zweite Mal, dass ich in einer Menge von Touristen untergegangen bin. Der Park hatte bei mir eine innere Unruhe hinterlassen, und das war das erste Mal auf dieser Tour.

Südlich vom Lago del Toro habe ich 2024 auf einem genialen Stellplatz ausklingen lassen. Da habe ich meine innere Ruhe gefunden.

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