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Norte Chico

Norte Chico

Nachdem ich Marcus am Flughafen abgesetzt hatte, fuhr ich auf der Panamericana Norte (Ruta 5) Richtung Norden an den Pazifik. Ich hatte mich gegen Valparaiso und Viña del Mar entschieden, da ich vorerst genug von Städten hatte.

Die Fahrt auf der R5 nach Norden war eintönig, ich fahre nicht gerne auf Autobahnen. Ab und zu gibt es eine Mautstation, an der man bar bezahlen kann. Manchmal bezahlt man auch an der Autobahnausfahrt. Nicht so umständlich wie in UR, wo man sich einen Tag für die Windschutzscheibe organisieren muss. Insgesamt lagen die Beträge zwischen 500 CLP und 4'000 CLP, also nicht wirklich teuer.

Als ich dann bei Pichicuy ans Meer kam, kühlte meine Vorfreude ab. Die Küste außerhalb der Ortschaften sieht zwar schön aus, aber da kommt man nicht hin, Privatbesitz! Die Orte haben das Flair der spanischen Mittelmeerküste, teilweise Urlaubsparadiese aus Beton. Fairerweise muss man sagen, dass es riesige Strände sind, an denen sich im Sommer die Urlauber tummeln. Aber nicht das, was ich eigentlich suche. 

Meine Versuche, schöne Plätze zu finden, waren gar nicht so einfach. In den Orten am Strand wollte ich nicht stehen und die Plätze außerhalb waren eher Müllhalden als idyllische Stellplätze. Das Dilemma setzte sich bis Los Vilos fort. Frustriert gab ich die Suche nach einem Platz am Pazifik auf und ging zu Plan B über. Ein Stellplatz in den Anden

Ich wollte nach Pisco Elqui und wenn möglich Sternwarten besuchen. Die erste Sternwarte war das Observatorio Cruz Del Sur in Combarbalá. Und als ich so die D71 entlang fuhr, war ich da, wo ich sein wollte.

Ich fand einen tollen Platz in einem alten Steinbruch vor Combarbalá und erholte mich von der Küste.

Umgeben von Kakten und einem Andenschakal verbrachte ich den Rest vom Tag

Combarbalá wirkte von außen wie ausgestorben, war aber am Nachmittag voller Menschen. Aufgrund von Straßenbauarbeiten brauchte ich einige Zeit, um einen Parkplatz und das Ticket Office an der Plaza de Armas 12 zu finden, bevor ich zum Observatorium hinaufging. Leider war außer mir niemand interessiert. Also wieder keine geführte Sternbeobachtung an diesem Abend.

Trotzdem habe ich die Sterne ohne Teleskop beobachtet und es war wunderschön. Leider sind meine Fotos mit Stativ nichts geworden!

Ich war auch nicht allein auf der Sternwarte, denn eine Familie feierte an diesem Abend auf dem Parkplatz einen Geburtstag. Ich wäre noch mehr beeindruckt gewesen, wenn sie ihren Müll mitgenommen hätten!

Weiter ging es auf der D55 durch die bergige Halbwüste nach Ovalle. Parallel zur Straße verläuft die alte Bahntrasse. Mitten in dieser kargen Landschaft Gleise, Bahnhofsruinen und Brücken zu sehen, war mal eine andere Abwechslung.

Bei Huatalame tauchten die ersten grünen Plantagen auf. Zuerst Obstbäume am Rio Cogoti, dann Weinreben. In der braungrauen Landschaft war das ein echter Hingucker. Als die Reben dann bis in die hohen Hänge gepflanzt wurden, war ich sichtlich beeindruckt.

Und diese grünen Flecken in der Landschaft wurden immer mehr, je näher ich Monte Patria kam. Der Embalse la Paloma bewässert auch die Gemüsegärten bis nach Ovalle.

Ovalle selbst hat mich mittags bei 32 Grad nicht zur Rast animiert. Wenn es etwas Sehenswertes gab, habe ich es nicht gesehen. Mit 2 Empanadas ging es das Tal des Rio Hurtado hinauf. Entweder wollte ich am Fluss übernachten oder weiter zum Observatorio Astronómico Cerro Tololo. Die D595 ist anfangs nur unangenehm kurvig, aber nicht sehenswert.

Ab Samo Alto wird sie zu einer schönen kurvenreichen Motorradstrecke, dem Circuito Antakari. Der Rio Hurtado schlängelt sich wie eine grüne Schlange durch die Berge.

Hier konnte ich mir vorstellen, das Wochenende zu verbringen. Oberhalb von Fundina, einer Ansammlung von Häusern, war der einzige IOverlander-Stellplatz ausgezeichnet. Wirklich schön, direkt am Fluss. Der einzige Platz, der groß genug für mein Wohnmobil war, war gleichzeitig die Toilette der Einheimischen.

Also fuhr ich weiter nach Hurtado. Ich musste ernsthaft darüber nachdenken, wann ich das letzte Mal auf einer Piste gefahren bin, denn die D445 nach Vicuña war eine Piste. Von ca. 800 m.ü.d.M. ging es auf über 2000 m.ü.d.M. zu meinem Stellplatz auf 1544 m.ü.d.M. Auf der Piste wurde samstags um 1500 Uhr noch gearbeitet.

Die Piste war so gut, dass ich nicht einmal Luft abgelassen habe.

Belohnt wurde ich mit einem Stellplatz der Extraklasse. 

6 km bis zum Observatorio Astronómico Cerro Tololo , ich konnte es sogar sehen. Also gleich online ein Ticket bestellt.

In der Ferne sah ich meine ersten Condore und wurde mit einem tiefroten Sonnenuntergang belohnt.

Den Abend und einen Teil der Nacht verbrachte ich mit Fotografieren. Am Abend war mir schon aufgefallen, dass der zunehmende Mond die Aufnahmen des Sternenhimmels erschwerte.

2 Tage vorher hatte ich schon Andenschakale fotografiert und festgestellt, dass sie nicht scheu sind. Als ich im Dunkeln fotografierte, raschelte es keine 3 Meter von mir entfernt. Ich hatte Gesellschaft von einem Andenschakal. Er beäugte mich und ich machte keine Anstalten, ihn zu verscheuchen. Ein Puma hätte mir Angst gemacht, aber der Schakal war nicht viel größer als ein Fuchs. 

Irgendwann nachts, als ich dem Ruf der Natur folgte, stellte ich fest, dass ich Nachbarn hatte, die morgens um 5 Uhr bei Gitarrenmusik am Lagerfeuer die Sterne beobachteten. Platz war genug. Das Auto hatte ich nicht kommen hören.

Am Morgen kam dann meine Antwort auf die Ticketanfrage 

Dear Sir, we thank you for your message, however I regret to confirm that in March we'll be closed from 8th to 15th inclusive, since these are the dates around the full moon phase when excessive moonlight prevents us from observing almost anything through a telescope.

Ich hatte ca. 5 Sternwarten in der Nähe und war zur falschen Zeit hier 🤢🤕.

Nach einem entspannten Wochenende ging es dann nach Vicuña. Die erste Kleinstadt in Chile, die mir gefallen hat. Wahrscheinlich auch, weil ich hier 500 Meter von der Plaza de Armas entfernt parken konnte. Vicuña ist mit seinen 25'000 Einwohnern die zentrale Stadt des Valle de Elqui und damit der Pisco-Produktion in Chile. 

Kein Geschrei, einfach das pure Leben. Ich fand einen Gemischtwarenladen, in dem ich Feuerzeuge und Benzin bekam. Schaute mir das Observatorium auf der Plaza an, einen einfachen Turm. 

Auf der Plaza saß ich im Schatten der Bäume und beobachtete die Einheimischen. Alles so entspannt. Kein nervöses Hupen, kei

Von Pisco, Bodegas oder der Cooperativa Capel, einem der größten Pisco-Produzenten, sah ich in der Stadt auf Anhieb nichts. Später erfuhr ich, dass das Centro Turístico Capel außerhalb der Stadt auf der anderen Seite des Rio Elqui liegt. 

Ich versuchte, einen Campingplatz zu finden, der geöffnet hatte, und scheiterte. Die Saison sei vorbei, erklärte mir der Angestellte an der Shell-Tankstelle. Um 18 Uhr sollte ich meine Wäsche in der einzigen Lavendería des Ortes abholen. Früher hätte ich die Krätze gekriegt, heute gehe ich essen.

Ich plante um und ging nach dem MIttagessen zum Centro Turístico Capel. Ähnlich wie Montes, nur neben der Destillerie, einer farblosen Fabrik. Es gab keine englische Führung an dem Tag und so hab ich halt nur zwei Piscos probiert, mehr gab es nicht. Die Reserva für 28'000 CLP, gab es nur mit Führung, so viel habe ich dann doch verstanden. Ohne Führung gibt es nicht viel zu sehen und so bin ich dann nach 30 Minuten weiter.

Hab dann an besagter Shell Tankstelle den Sprinter das erste Mal nach 6 Monaten wieder komplett abgespritzt. Jetzt sah man jeden Kratzer ....

Entlang der R41 ging es ins Valle Elqui. Ich hatte gesehen, dass es nicht viele Stellplätze gibt und im Tal des Rio Elqui die Campingplätze eher zum Zelten geeignet sind. Ähnlich wie in Vicuña waren die ersten Campingplätze geschlossen. In Paihuano stellte ich mich wieder auf den Parkplatz eines Campingplatzes für 10'000 CLP. Die Ortsdurchfahrt sah malerisch aus, aber ich bekam keine Empanadas.

Am nächsten Tag fuhr ich das Tal hinauf, ca. 500 m breit mit steilen Hängen. Im unteren Teil gab es riesige Obstplantagen, erst ab Monte Grande dominierten Weinberge das Bild. Die Orte waren für den Tourismus hergerichtet, es sah gut aus. Nur Parkplätze für das Wohnmobil waren Mangelware.

In Pisco Elqui fand ich alles, was ich suchte, schlenderte durch den Ort, probierte bei Mistral 2 Piscos und entspannte auf der Plaza. Vor der Kirche versuchte eine Gruppe von Frauen, Passanten vom Glauben zu überzeugen. Mich ließen sie in Ruhe.

Es war ruhig in der Stadt, vielleicht 20 Touristen waren unterwegs. Nach einer Tasse Kaffee mache ich mich auf den Weg zur Grenze. Noemal trinkt man wohl nicht hier Kaffee, der war jedenfalls teurer als ein Pisco Shot

Die R41 führt durch eine karge, malerische Berglandschaft am Rio Laguna entlang. Obwohl in IOverlander nur 2 Optionen aufgelistet sind, gibt es vor und nach dem Grenzübergang einige Möglichkeiten, Frei zu Stehen. Aber je höher man in die Anden fährt, desto mehr Anbauflächen sieht man, die der Trockenheit zum Opfer gefallen sind!

Es fuhren kaum Autos nach Argentinien und an der Grenzstation war ich der einzige Kunde. Nach der üblichen Prozedur fragte mich der Polizist, ob ich direkt zum argentinischen Zoll fahren wollte, oder in den Bergen übernachten wollte. Ich hatte mich schon vorher entschieden, am Embalse de Laguna zu übernachten. Die R41 war bis zum Stausee geteert. Ab dem Stausee waren es nur noch 140 km bis nach Aduana Las Flores in Argentinien.

Auf insgesamt 125 km hatte ich an diesem Tag 2'000 Höhenmeter zurückgelegt, als ich am Nachmittag mein Wohnmobil auf 3'145 m.ü.M. am Ufer des Sees parkte. Die Aussicht war atemberaubend und die Temperaturen angenehm. Nicht über 30 Grad wie in Vicuña, sondern nur 22 Grad und ein angenehmer Westwind. 

Ich kochte die restlichen Kartoffeln und Karotten, da sie mir sonst vom argentinischen Zoll abgenommen worden wären. Am Abend kühlte es schnell ab und es wurde schon um 20:00 Uhr dunkel. 

Der Paso Aqua Negra liegt auf 4'753 m.ü.M. und war noch ca. 50 km entfernt. 

Die Strecke von Vicuña bis Jachal hat ein ziemlich gleichmässiges Höhenprofil. Keine wirklich steilen Abschnitte, viel Teerdecke, aber ab Embalse La Laguna wird es Piste.

Keine wirklich schlechte Piste, aber ausreichend. Auf ca. 158 km fährt man von 616 m.ü.d.M. bis auf 4735 m.ü.d.M., also ca. 25 m pro Kilometer.

In den Anden wird es auch abends schnell dunkel und auch kühl. Um 20:00 war es dunkel und morgens um 7:00 hatte es draußen schlappe 5 Grad. Ich habe Tee gefrühstückt und 4,5 Liter Wasser zum Trinken vorbereitet. Besser vorbauen als dumm aus der Wäsche schauen. 

Die Wettervorhersage war nicht der Bringer, es sollte am späten Nachmittag auf dem Pass schneien und ich startete um 9:00 zu meinem ersten Pass über 4'000 m.

Für die letzten 50 km brauchte ich ca. 1,5 Stunden in einer atemberaubenden Landschaft. Einerseits um Fotos zu machen und andererseits um es nicht zu übertreiben.

 Ich muss sagen, dass mich die Fahrt hinauf mehr begeistert hat als der Pass selbst. Außer ein paar Schildern gibt es dort nichts. 

Es gibt auf der ganzen Strecke, auch auf dem Pass, einige Möglichkeiten, sich frei zu bewegen. Die Abfahrt auf der argentinischen Seite ist weniger farbenfroh als die Auffahrt in Chile, aber dafür habe ich die Überreste von Schneezacken gesehen, ich weiß nicht, wie man das sonst nennen soll.

Ich hatte eine schlechtere Piste auf der argentinischen Seite erwartet und war erstaunt, dass nach ca. 30 km eine 1a Straße begann. Etwas später kam der Checkpoint der Gendarmería Nacional Grupo Guardia Vieja. Die Chilenen und Argentinier wollen keine bösen Überraschungen und man bekommt am Start ein Ticket. Die andere Seite weiß dann, wer wann losgefahren ist und an welchem Tag dieses Fahrzeug auf der anderen Seite ankommen soll. Wenn etwas schief geht, dann sucht die Gendarmería dieses Fahrzeug.

Ich habe nicht mitgezählt, aber ich habe an dem Tag keine 30 Fahrzeuge gesehen. Auch auf der Aduana Las Flores war nichts los. Sehr freundliches Personal, interessiert und hilfsbereit. Wir haben sogar über die Vor- und Nachteile eines so großen Sprinters "diskutiert" Nach einer kurzen Inspektion meines Kühlschranks durfte ich weiterfahren. Nach Gemüse oder Obst wurde nicht gefragt.

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