Zum Hauptinhalt springen

Isla Grande de Chiloé

Isla Grande de Chiloé

Nach 4 Stunden Fahrt mit der Fähre kam ich bei schönem Wetter in Quellón an. Ich kam nicht nur in Quellón an, sondern auch in der Región de Los Lagos. Nach Región de Aysén del General Carlos Ibáñez del Campo und Región de Magallanes y de la Antártica Chilena war das meine 3. Provinz.

Auf einem Flyer auf der Fähre las ich dann folgendes 

Chiloé in der Trockenzeit besuchen (Dezember bis Februar)

In diesen Monaten sind die Temperaturen mit durchschnittlich 20°C sehr warm und die Niederschlagsmenge ist viel geringer als im Rest des Jahres. Es ist Hochsaison und die beste Reisezeit in ganz Chile.

Warum hatte es dann in Patagonien die letzten 4 Wochen fast nur geregnet?

Quellón ist eine typische kleine Hafenstadt mit etwas Tourismus. Man bekommt alles was man braucht und es gibt auch Stände an der Straße, wo man frisches Gemüse und leckere Empanadas bekommt. Das hatte ich wirklich in Argentinien vermisst.

Nachdem ich eingekauft hatte und meine Wäsche von 4 Wochen im Waschsalon war, besuchte ich den "Hito Cero de Ruta Panamericana". Von hier bis Anchorage waren es nur noch 21'000 km.

Eigentlich dachte ich, dass Ushuaia der südlichste Punkt wäre und so begann ich mich schlau zu machen. Wenn alles nichts hilft, geht man auf Wikipedia. Dort steht 

In Chile, the highway follows Chile Route 5 south to (Llaillay), a point north of Santiago, where the highway splits into two parts, one of which goes through Chilean territory to Puerto Montt, where it splits again, to Quellón on Chiloé Island, and to its continuation as the Carretera Austral. The other part goes east along Chile Route 60, which goes through the Andes to the Christ the Redeemer Tunnel.

Also war ich an einem der 3 Enden in Südamerika. Auch gut! Nach 4 Stunden hatte ich meine Wäsche abgeholt und mir einen Stellplatz im Hafen von Yaldad ausgesucht. Der etwas idyllischere Platz war mir nicht ganz geheuer, da bei Flut das Wasser so hoch stehen könnte, dass ich nicht viel Spielraum hätte. 

Vor Yaldad ging es auch zu einem der Eingänge vom Parque Tantauco, zum Centro Turistico Ten Ten Vilú  

Also wieder zurück und mich im Hafen von Yaldad auf eine Betonplattform gestellt. Abends  trifft man sich hier, um vom Auto aus den Sonnenuntergang zu bewundern. Manche hören Musik dazu, andere trinken ein Bier. Mein Nachbar gehörte zu den Musikliebhabern und hörte um 23:30 Uhr noch immer Musik, stellte sich dann aber etwas weiter weg. Um 4:00 Uhr morgens plünderte ein Labrador den Müllcontainer hinter meinem WoMo, er brauchte ca. 45 min um den Müll zu sortieren. Um 7:00 kamen dann die ersten Fischer und meine Nacht war endgültig vorbei. Alles andere als eine ruhige Nacht!

Die Fischer von Yalad leben von der Lachszucht. Auch später sah ich die Lachsfarmen in den anderen Buchten. 

Unausgeschlafen machte ich mich auf den Weg nach Muelle De Las Almas. Aber weil das Wetter toll war, strahlend blauer Himmel, machte ich noch einen Abstecher nach Auchac. Außer zwei kleinen Supermärkten gab es dort nur Landschaft und Meer. Und natürlich einen Blick auf die beiden Vulkane Corcovado und Michinmahuida auf dem Festland.

Die Landschaft auf Chiloé ist hügelig und geprägt von Bauernhöfen, Wäldern, Bächen und Seen im Süden. Die Insel ist zwar besiedelt (ca. 175'000 Einwohner), aber ein großer Teil ist noch pure Natur und wirkte recht unerschlossen. 

Ich fuhr auf der R5 bis zur Abzweigung auf die W80. Die W80 führt am Lago Huillinco entlang. Für mich so etwas wie die chilenische Version des Vierwaldstätter Sees. Groß, malerisch und von Touristen belagert. Ein paar Miradore, Kajakverleih, Radfahrer, geführte Bustouren und Wanderer.

Im Parque Tepuhueico  gab es sogar ein paar ausgewiesene Wanderwege, zum Beispiel den Sendero y Mirador los 4 Lagos. Aber wie auch der Sendero Muelle De Las Almas später, sind die in 2-3 Stunden locker zu machen.

Der Lago Huillinco reicht fast bis zum Pazifik, endet aber kurz vor Cucao. Entlang des Sees kann man öfters Empanadas kaufen. Bei meinem Stopp gab es eine Überraschung, Empanandas mit Muscheln <mejillones>. So lecker!

Südlich von Cucao fand ich meinen Stellplatz an der Playa de Pietras, 100 m vom Pazifik entfernt. Das Gebiet gehört auch zum Tepuhueico Park, aber es schien, als ob man dort frei stehen durfe. Am nächsten Morgen wanderte ich den Sendero Muelle De Las Almas und entspannte mich am Nachmittag am Meer. 

Muelle de las Almas (Pier der Seelen) ist eine Klippe, die in den Pazifik ragt und für die Influencer mit einem Holzsteg ergänzt wurde. Dort tummeln sich hängende, sitzende und posierende Teenager. Tatsächlich geht Muelle de las Almas auf eine lokale Legende zurück, die besagt, dass die Seelen der Verstorbenen an diesem symbolischen Steg auf den mythischen Bootsmann warten. Jedenfalls wurde kein Influencer mitgenommen.

Der Abend war regnerisch, aber am nächsten Morgen schien die Sonne. Ich dachte mir nichts dabei und fuhr los. Großer Fehler! 2 Meter vor der Straße versank ich im nassen Sand. Alles half nichts, ich packte meine Schaufel und Sandbleche aus und 1 Stunde später war ich draußen. 

Etwas dreckig und verschwitzt ging es nach Conchi zu einem Bäcker, der wirklich Brot backen sollte, nämlich französisches. Die Panaderia Corteza war ein Volltreffer. Richtiges Baguette und Brot, nur die Croissants waren um 11:45 Uhr ausverkauft. In der gläsernen Backstube konnte man den Bäckern bei der Arbeit zuschauen. Habe auch Honig und Senf aus Dijon gekauft.  

Conchi selbst ist eine nette kleine Stadt, die am Hafen für Touristen herausgeputzt ist. Man kann Kaffee trinken, über einen Markt und durch die Innenstadt schlendern. Ich habe versucht, frischen Fisch zu kaufen. Aber die kleinste Menge war ein halber Lachs und den konnte ich weder essen, noch einfrieren. Für frische Muscheln hatte ich keinen Topf, der groß genug für eine Portion war. 

Die Insel ist berühmt für ihre Holzkirchen. Sie wurden von Jesuitenmissionaren erbaut und zeichnen sich durch ihr farbenfrohes Äußeres aus. Eine davon steht in Conchi, aber sie ist so zugebaut und zugeparkt, dass ich kein brauchbares Foto machen konnte.

Das Bild auf Wikipedia kommt dem am nächsten

Image from Wikipedia

Auf dem Weg nach Castro wurde mir klar, dass Chiloé ein Archipel ist. Viele kleinere und größere Inseln zeichneten sich vor der Küste ab. Die hatte ich aber nicht auf meinem Program!

In Castro (ca. 49'000 Einwohner) versuchte ich eine Stunde lang einen Parkplatz zu finden. Es ist die größte Stadt der Insel und auch die Geschäftigste. Nachdem ich im Stadtzentrum nichts gefunden hatte, suchte ich in den Wohnvierteln. Es war nicht das erste Mal, dass ich frustriert weiterfuhr. Während meiner Suche sah ich dann doch die Pfahlbauten (Palafitos), für die Castro und auch Puerto Montt bekannt sind.

Image from Wikimedia

Die Palafitos sind Häuser, die auf Pfählen über dem Wasser stehen, damit die Fischer schnell zu ihren Booten gelangen können.

Weiter ging es nach Ancud, dem nordwestlichen Ende von Chiloé. Die Landschaft änderte sich nicht wirklich, Vielleicht wurde es entlang der R5 ein wenig industrieller, aber es gab wieder kleine Stände, an denen man sich etwas zu essen holen konnte. Ich bekam zwar keine Empanandas mit Muscheln, aber so etwas wie die chilenische Form von Churripan oder einfach eine Bratwurst im Brötchen.

Es war schon später Nachmittag, als ich in Ancud (ca. 42'000 Einwohner) ankam. Ich beschloss, mir Ancud auf dem Rückweg zur Fähre genauer anzusehen und fuhr entlang der W20 in Richtung Nordwesten. 

Auf der anderen Seite des Golfs von Ancud sollte ich Befestigungen sehen. Ein Überbleibsel der Spanier. Sehen konnte ich nichts.

Es gibt nicht viele Orte entlang der W20, aber in Chucalen bin ich an den Pazifik abgebogen. Genauer gesagt zum Mar Brava

Hier gibt es mehrere Strände, aber der Playa Polocue hat es mir sofort angetan. Ein Platz auf Gras, etwas über der Flutlinie, 100 Meter bis zum Wasser und eine tolle Aussicht. Was will man mehr! 

Nach ein wenig Recherche wusste ich, dass ich am Mar Brava stand, mit Blick auf die Islotes de Puñihuil im Süden. Von den Rocas Basalticas Polocue bis zur Muelle El Caleuche sind es ca. 7 km. Am 2. Tag bin ich dann bei gutem Wetter spazieren gegangen. Habe mir die nördlichere Playa Rosaura angesehen, den kleinen Hafen an den Rocas Basalticas Polocue und ein Bananenbrot gebacken.

Habe abends im einzigen Restaurant am Strand leckeren Fisch gegessen. 3 Omas kochten hier wie bei Muttern. Der frische Merluza kam aus dem kleinen Hafen und war so lecker.

In Ancud war es an einem Montag morgen einfach einen Parkplatz zu finden. Am Hafen gibt es ein Einkaufsviertel mit Restaurants und sonst eigentlich nicht viel. 

So bin ich dann auch weietr Richtung Puerto Montt. Die Überfahrt von Chiloé zum Festland bei Chacao war so etwas von profesionell. Schon wenn man zum Hafen runter fährt, wird man zur nächsten Fähre durchgewunken.

Ich habe 20 € für die 30 Minuten Überfahrt bezahlt und bin dann auf meine erste Chilenische Autobahn gefahren.

Man sieht im Hintergrund die Brückenpfeiler. Es wird in ein paar Jahren eine Brücke hier geben!

Die Fahrt nach Puerto Montt hat 3 € gekostet und die wird mit Karte oder Bar an einer Zahlstation bezahlt. Nicht der Aufwand wie in Uruguay.

Zum Anfang