R433
In Mostar auf dem Camp hatte ich mir eine Tour über die Hügel von Mostar zum Dervish in Blagaj und dann über Kalinovik nach Sarajevo zusammengesucht.
Die Hügel um Mostar sind atemberaubend. Karge Landschaft mit unendliche Weitblick. Ob in die hohen, mit Schnee bedeckten, Berge oder die Täler Richtung Küste. Ich besichtigte eine Festung, die wohl nach dem jugoslawischen Krieg geschleift worden ist.
Standplätze gibt es hier Unmaß. Und da hier fast niemand lebt, können sich auch nicht viele Leute dran stören.
Der Besuch des Dervish's war kurzweilig, denn ohne in die Tasche zu greifen, gibt es nicht viel und so fuhr ich weiter nach einem 5 € Spaziergang entlang der Bruna
Nach Kalinovik geht es auf der M6.1 und ich genoss die Landschaft. Sie änderte sich je mehr ich in höhere Berge kam. Hätte doch wohl mehr als nur die Entfernung mir ansehen sollen. Google Maps sagte ich solle rechts abbiegen, aber außer einem Feldweg gab es nichts. Also fuhr ich weiter und hoffte auf eine Kreuzung in Kürze. Da nichts kam, schaute ich mir die Tour genauer an. Es stimmte, die R433 war die direkte Verbindung nach Kalinovik. Sie war ebenso in Gelb eingezeichnet wie die M6.1.
Also zurück zur Abfahrt und rauf auf den Feldweg. Google Maps sagte mir es wären 45 km und würde fast 2 Stunden gehen. Wie konnte das sein?
Da ich ja an Orten wie Pluzine, Obrnja und Strane vorbei fahren würde, konnte es ja nicht so schlimm sein. So weit kann man daneben liegen. Ich dachte an mein Off-Road Training im Piemont zurück und dort waren wir auch so "Wege" gefahren. Nur hatte ich da einen 4x4 Amarok unter dem Hintern gehabt und nicht einen 3.5t Sprinter mit Hinterradantrieb und Sommerreifen
Neben der Tatsache das es 45 km waren, ging es auch stetig hoch und höher. Aus grünen Wäldern wurde karge Gehölze und schließlich eine schneebedeckte Berglandschaft. Ich wurde nervös, aber was war die Alternative? Umdrehen ging nicht, denn dafür war der Weg zu schmal. Und gemäss dem Motto meines Blogs "If you don’t know where you are going, any road will take you there" fuhr ich weiter
Als ich nach ca. 25 km an einen Schaufellader vorbei fuhr, grüßte mich der Fahrer nett. Ein paar Kilometern später kam mir auch ein SUV entgegen. Also war ich nicht der Einzige. Was mir erst später klar wurde war, dass der Schaufellader die Straße geräumt hatte.
Rechts und links der schmalen Gasse sah man den geräumten Schnee. Also war die R433 noch gar nicht so lange befahrbar. Und die Orte, waren ein paar Häuser, die mitten im Nirgendwo standen. Auf dem Dach der BiH Welt war es unsagbar schön.
Heute weiß ich, dass die Berge um mich herum bis 1700m hoch waren und der Pass über 800m ging. Eine Winterlandschaft im dahinschmelzen. Die Quelle der Neretva entspringt nicht weit weg an der R434 bei Cemerno
Ich suchte nach Stellplätzen, aber außer dem Weg war nichts schneefrei. Und meinen Sprinter im Schnee versenken wollte ich auch nicht.
Früher hätte mich sowas tierisch genervt, aber jetzt war ich total tiefenentspannt. Es war einfach zu schön hier. Die Abfahrt zog sich hin, die Schlaglöcher wechselten sich mit Matsch und kleinen Rinnsalen auf der Straße ab. Der Matsch machte mir ernsthaft Kopfschmerzen
Vor Nedavic hatte ich einen Blick ins Tal der Neretva. Für ein paar Minuten überlegte ich mir dort stehen zu bleiben, aber hier würde ich nie schlafen können so steil wie die Hänge waren und so nah wie ich am Abgrund parken musste.
Auf den verbleibenden Kilometern traf ich mehrmals auf Kühe die ihren Abendspaziergang auf der R433 machte. Stört hier niemanden
Kalinovik ist nichts anderes als ein verschlafener Ort in den Bergen. Am Ortsausgang gibt es eine alte Kaserne, die aufgegeben wurde. Anstelle nach Sarajevo weiter zu fahren, blieb ich über Nacht hier