Bosnien und Herzegowina - Rückblick
Beim Frühstück in Banja Luka am Vrbas dachte ich, dass mich BiH an den Westerwald erinnert, wo ich groß geworden bin.
Viel Landschaft, Wald, ab und zu eine Firma die Holz verwertet oder etwas abbaut. Kaum größere Industrie bis jetzt Bild hier Bosnien-Herzegowina ist mein erstes Nicht-EU und Nicht-Schengen Land seit Covid. Das wird so langsam eine neue Zeitrechnung, so ähnlich wie zum Anbeginn der Zeit.
Hier gibt es eine richtige Grenze und kein Roaming nach der Grenze.
Keine Ahnung wie lange ich darüber gelesen hatte, aber BIH besteht aus 2 Entitäten: Bosnien und Herzegowina (BiH) . Die Republika Srpska, Teil des bosnischen Staatsverband, führt aber über die Jahre Unabhängigkeitsreferenden von BiH durch. Mal sehen was ich davon mitbekomme.
Als ich gestern bei Granični prijelaz Izačić über den Zoll fuhr, habe ich keinen Unterschied zwischen Kroatien und Bosnien gesehen. Vielleicht die Moschee in Prnjavor. War halt die Erste.
Nachdem ich es gegoogelt habe, wusste ich, dass die BiH'ler entweder dem Islam oder dem Christentum angehören. Alle anderen Konfessionen stellen eine verschwindend kleine Minderheit da. BiH hat ja 10 Regionen und ich stellte mir die Frage in welchem Teil ich eingereist war. West-Bosnien und auf dem Weg nach Bihać.
Da ich kein Roaming hatte und ich es verpennt hatte mir einen Parkplatz für das Dog.O.Mobil zu suchen, musste ich nach ein paar Runden entnervt aufgeben und fuhr weiter Richtung Banja Luka. Irgendwann danach sah ich ein Schild auf dem Weg nach Banja Luka, Republika Srpska. Verändert hat sich deswegen nicht viel.
Eine karge hügelige Landschaft mit weitufernden Tälern prägt das Bild. Ideal zum Frei-Stehen und Off-Road fahren.
"Laut dem Gesetz ist das Wildcampen und frei stehen in Bosnien und Herzegowina leider nicht gestattet. Außerhalb von Ballungsräumen und touristischen Gebieten wird es jedoch von den meisten Behörden und Anwohnern toleriert."
Die Fahrt geht über "normale"Straßen, M genannt, und 5 km vor meinem Ziel, will Google Maps mich unbedingt auf einen Feldweg leiten. Beim ersten Versuch teilt mir ein Bauer wild gestikulierend mit, daß ich mit meinem Dog.O.Mobil hier nicht weiter komme.
Hab ihm mal geglaubt. Beim 3. Versuch und mit Hilfe von einem bosnischen Rentner Ehepaar aus Darmstadt, das gemerkt hatte, dass ich leicht überfordert war, hab ich dann doch meine 4km Talfahrt ins Tal der Vrbas geschafft.
Heute würde ich sagen, dass das normale BiH Straßen waren, vielleicht nicht der geschotterte Feldweg, aber wenn man die Hauptstraßen verlässt, wird es schnell einfach und rustikal
Banja Luka ist ein Kategorie 4 Stopp. Als ich mich so in Banja Luka verlaufen hatte, bekam ich die Idee meine Stopps in Kategorien einzuteilen
- Weniger als 1 Stunde: totale Zeitverschwendung und ich würde jedem abraten dort zu halten und sich was anzusehen. Oder Tripadvisor hat es zu Tode gehypt und man geht in Touri's unter
- Bis zu 2 Stunden: Ein Stopp ist OK. Man kann sich was ansehen, aber wirklich begeistert bin ich nicht
- Bis zu 4 Stunden: Ein Stopp lohnt sich. Man sieht viel, aber nicht soviel, dass man einen zweiten Tag dort verbringen möchte
- Eine Übernachtung und Länger: Hier gibt es viel zu sehen und es wird nicht wirklich in Tripadvisor zu Tode gehypt
Banja Luka an einem Samstag morgen erwacht erst gegen 11:00 bzw auf dem Markt in der Nähe des Kastells ist schon vorher Betrieb. Man findet hier alles von Lebensmitteln über Klamotten und Alltagsdinge. Preislich gesehen ist es etwas billiger als in Deutschland auf dem Markt.










Da in 2022 im April Ramadan war, war die Ferhadija Moschee geschlossen. Dafür war aber die Orthodoxe Kathedrale offen. Auch kann man ohne eine BiH Mark in die Hand zu nehmen das Kastell sich ansehen. Die 3 Sehenswürdigkeiten verteilen sich auf ca. 2 km entlang der Kralja Petra und ich glaube, man kann jede Sehenswürdigkeit in jeweils 15 min besichtigt haben. Und damit hatte ich das Kulturelle abgehakt.
Aber Banja Luka ist mehr. Ich war angetan von den unendlichen vielen Cafes. Und bei den meisten ist an einem Samstag Betrieb. Ich habe zwar etwas länger gebraucht, bis ich ein von Mama und Papa geführtes Ristorant hinter der Ferhadija Moschee gefunden habe, aber es war wirklich gut.
Am Nachmittag bin ich dann los Richtung Mostar. Außerhalb der Städte sind Supermärkte nicht so wirklich groß. Als ich das geblickt hatte, hab ich mir alles für den Samstag und Sonntag geholt. Mit Deutsch oder English kommt man in einem ländlichen Supermarkt nicht wirklich weiter, aber Hände, Finger und Füße reichen vollkommen aus
Die Hauptverkehrsader von Banja Luka nach Sarajevo oder Mostar ist die M16. Über viel Verkehr konnte ich mich nicht beschweren. Aber sehenswert und anspruchsvoll ist die Fahrt trotzdem.
Zwar zeigen die gängigen Apps wie Park4Night nicht viele Zeltplätze oder Stellplätze an, aber entlang der Vrbas sind es dann doch einige. Man muss wirklich keine Panik schieben
Mich beeindruckt hat eine monumentale Kirche und ein potentieller Stellplatz bei Svetiste sv. Ive Krstitelja. Keine Ahnung was sich der Architekt dabei gedacht hatte so ein Monument in der Mitte von Nirgendwo zu bauen. Die Kirche liegt an der M16 vor Podmilacje
Habe mich dann entschieden abseits der Straße vor Gmici auf dem Pass zu übernachten. Immerhin 1100 m hoch
Am Sonntag morgen hatte ich mich dann langsam mit dem verschneiten Dog.O.Mobil aus den Bergen Richtung Mostar bewegt. Die Landschaft ist atemberaubend. Alpine Gebirgszüge (bis zu 1800 m) gehen in eine hügelige Landschaft 600 - 800 m über.
Und immer entlang von Flüssen, Stauseen oder Seen. Der Lake Jablanica hat mächtig Eindruck bei mir hinterlassen. Eingerahmt mit ein paar 1000 m Bergen hat das schon was. Ohne den Schnee und das winterliche Wetter wäre ich hier länger geblieben. Durch den See fliesst der Neretva.
Der andere See, der mir gefallen hat, war der Rama Lake auf 600 m und umgeben von Bergen bis 1200 m außerdem auch dem Razvrzde mit 1759 m.
In einer Pekala (Bäckerei) habe ich mich mit einem Dönerbrot und einem Börek (gefüllter Strudelteig, Fleisch, Zwiebeln, Kartoffeln konnte ich identifizieren) verpflegt.Das habe ich danach öfters gemacht. Die süssen Teilchen sind auch nicht schlecht. Mit allenm möglichen Obst (Marmelade) gefüllt oder mit einer Nutella-Nussmischung
Mostar war eine ähnliche Erfahrung wie Banja Luka. Es gibt die Brücke, daneben eine kleine Altstadt (ca 100 - 200 m tief) und der Rest sind zweckmäßige Gebäude oder Baustellen. Zu Fuß habe ich die Stadt vom Zeltplatz an der Neretva aus erwandert. Alles in Allem 7.5 km über 3 Stunden mit diversen Pausen.
Hatte auch einen bosnischen Kaffee probiert, wird ähnlich wie ein türkischer Mokka serviert. Mostar und die Neretva werden umrahmt von Hügeln, die bis zu 650 m hoch gehen.










Die Fahrt nach Sarajevo habe ich je in einem separaten Post beschrieben. Was ich wirklich mag in BiH ist, daß jedes Restoran WiFi hat. So habe ich dann im zweiten Versuch Camp Sarajevo gefunden, zwar etwas außerhalb, aber sauber, ruhig und superfreundliche Besitzer. Abends saß man zusammen und es gab Wein und am nächsten Abend selbstgebrannten Apfelschnaps oder Sauerkirschlikör, leckerlich wie Uschi sagen würde.
Sarajevo 1992-1995 ist das Kiew von 2022. Wenn man sich das vor Augen hält, dann schaut man sich die Stadt mit anderen Augen an. In Mostar hatte es nicht klick gemacht bei mir, aber das "Museum of Crimes Against Humanity and Genocide" hat diesen Blick mir eröffnet.
Außerdem bin ich mit Berry durch die Stadt gegangen. Wir haben uns im Camp kennen gelernt und er ist ein wirklich guter Querdenker, mit dem man andere Sichten diskutieren kann <absolut positiv gemeint und nicht zu verwechseln mit einigen Leeeeerdenkern, die ich getroffen habe>
So was habe ich aus Sarajevo mitgenommen? Die erste richtige Stadt in BiH mit stinkendem Autoverkehr, Hochhäusern, breiten mehrspurigen Straßen, großen Supermärkten, MacDoof, DM usw. Bis man in die Old Town kommt, ähnelt Sarajevo vielen anderen Städten in Europe.
Die Old Town ist touristisch erschlossen, aber es gibt hier auch normale Geschäfte für lokale BiH'ler. Was mir gefallen hat, dass es überall Cafés gibt und man bei einem bosnischen Kaffee entspannen kann. Es ging im April ziemlich entspannt zu bei 20 Celsius. Schaut euch die Bilder an und bildet euch selbst eine Meinung, oder besser noch fahrt mal nach BiH.









Kommen wir zu meiner persönlichen Zusammenfassung zum Abschluss von BiH
- Banja Luka und Mostar sind Städte die man in 4 Stunden sich anschaut, Sarajevo braucht man schon einen oder besser 2 Tage. Vielleicht mache ich auf meiner Tour Richtung Norden noch einen Abstecher nach Srebrenica und Visoko, mal sehen.
- Straßen. Auf dem Weg zur Grenze nach MNE in Hum bin ich auf der M18 gefahren. Ich dachte ich hätte das Konzept M und R Straßen verstanden, aber man lernt doch immer wieder dazu
- Essen. Liebe Vegetarier und Veganer, BiH ist ein Land für Fleischfresser. Man kann Mixed Grill mit Gemüse bestellen, Beilagen und Salate essen. Börek ist da eine löbliche Ausnahme. Gibt es mit Kartoffeln, Gemüse oder Käse gefüllt. Gibt es in vielen Pekara's oder kleinen Läden.
Als bekennender Fleischesser, sag ich nur Lamm/Schwein am Spies, Cevapcici, Döner, Gulasch. Mir hat das Banja Luka Cevapcici wirklich so gut geschmeckt, dass ich es mir zweimal hinterher selbst gemacht habe.
Für kleines Geld wird man in BiH satt. Mit 10 Mark <5 €> kommt man hier durch - Leute. Superfreundlich!!! Ob jetzt die Verkäuferin, die nur Bosnisch redet, der Kellner, mit ein paar Brocken Deutsch oder der Bauer, der mich wild gestikulierend davon abhielt, mein Dog.O.Mobil im Wald zu versenken.
Und dann gibt es viele die Deutsch oder Englisch können. Der Taxifahrer, der Berry und mir seine Sicht auf die politische Situation beschrieb, hätte ohne Probleme in Hannover Deutschunterricht geben können.
Fast immer ein Lächeln auf dem Gesicht und hilfreich. Ich fand es so Schade, dass ich nur 3 Wörter Bosnisch kann
- Religionen. 30 Jahre nach dem Bosnischen Krieg habe ich nicht wirklich wahrgenommen, dass es eine Abgrenzung gibt. Muslimischer Friedhof neben Katholischem. Moschee, neben orthodoxer Kirche. Hallal Lebensmittel und ein paar Meter weiter Fast Food im Regal.
- Natur. Unsagbar schön und unsagbar einsam
Ich weiß, dass ich BiH mit dieser Zusammenfassung nicht gerecht werde, deshalb Entschuldigung für alles was ich nicht gesehen, erfahren oder beschrieben habe