Albanien - Gegensätze ergeben ein neues Bild
Als ich so durch Montenegro durch bin, hatte ich angefangen mir Gedanken zu meiner Tour in Albanien zu machen. Was ich machen wollte war grob gesagt:
- Shkoder
- Küste
- Tirana
- Berge bzw das Tal des "Lumi i Osumit" hoch fahren
- Berat
- Meer
- Gjirokaster
Und bei Kakavia nach Griechenland.
Nach meinem Camping über katholischen Ostern in der Nähe von Ulcinj ging es dann durch die Hügel und bei Sukobin über die Grenze. Der Grenzübertritt hat zwar etwas gedauert, lief aber ohne jegliche Probleme ab.
Bis Shkoder war die Fahrt wie in MNE, einfach entspannt. Das Kastell von Skhoder ist einen Besuch wert. Neben der guten Aussicht ist auch alles auf Englisch erklärt.
In Shkoder erlebte ich dann das erste Mal albanische Autofahrer. Ich kann nicht wirklich gut beschreiben, was ich die nächsten Tage auf den Straßen erlebte. Irgendwo zwischen Autofahren in Indien und an der Cote d'Azure. Die Strategie scheint zu sein, dass man Regeln so interpretiert, wie sie einem passen. Man wartet nicht an Kreuzungen, bis die Straße frei ist, sondern fährt einfach mal rein. Ich kann nur sagen, man gewöhnt sich dran und stellt sich bei jeder Kreuzung auf unvorgesehenes ein.
Shkoder selbst ist schwer zu beschreiben. Schaut euch mal die Impressionen an
Den Abend habe ich dann bei Rrila am Strand gestanden. Außer ein paar Autos inkl. der Polizei kam hier sonst niemand vorbei. Ich war der Einzige, der hier gestanden hat. Im April ist hier gar nichts los gewesen und deshalb war auch keine Bar oder Restaurant am Strand oder in der Nähe auf.
Als ich in den Monaten vor der Abfahrt mir vorgestellt hat, wie Frei Stehen sein würde, da hab ich mir nie Gedanken zum Wetter gemacht. In BiH hatte ich ja Schnee. Bei Rrila blies ein kräftiger Wind die ganze Zeit. Draußen sitzen, schlicht und einfach nicht möglich. Vermummt spazieren gehen war aber Klasse. Ich hatte viel Zeit zu denken und zu lesen
Tirana war eine Erfahrung, positiv genemeint. Erst die Fahrt zum Parkplatz am See und dann die Erkundung der Stadt. Die Fahrt durch die Vororte war ein kleines Abenteuer und Google Maps alleine hätte mich nicht zum Ziel gebracht, also Augen auf und durch die Kreisverkehre.






Wie soll ich Tirana beschreiben. Autoverkehr wo auch immer man hin geht. Deutlich mehr Leute und Betrieb, als in allen anderen Städten zuvor. Ein geschäftiges Treiben, aber ohne diese Hektik, die in Deutschland fast immer aufkommt. Moderne Gebäude wechseln sich ab mit Alten, ohne direkte Abgrenzung. Geschäfte mit Nobelmarken, KFC und direkt daneben marktähnliche Gassen.
Beeindruckt hat mich Bunk'Art 2 <zu Bunk'Art 1 hätte ich quer durch die Stadt fahren müssen und das war mir zu viel Stress> nicht weit weg von der Orthodoxen Kathedrale und der Ethem Bej Moschee.
Der ehemals streng geheime Atombunker Bunk'Art 2 zeigt, wie während des kommunistischen Regimes politische Gegner behandelt wurden. Der Bunker ist riesig <1'000 qm> mit bis zu 2,4 Meter dicken Betonwänden und wurde gebaut, um hochrangigen Polizei- und Ministeriumsmitarbeitern im Falle eines Atomangriffs zu schützen. Das Museum beherbergt Bilder und Intrumente, die die politische Verfolgung von über 100'000 Albanern von 1945 bis 1991 veranschaulichen
Die Ausstellung ist weniger Eindrücklich als das Muesum in Sarajevo, aber die Graumsamkeiten des politischen Regims werden dadurch nicht besser
Während des Mittagessens hat mich der Kellner mit einem pensionierten Englisch-Lehrer vom Nachbartisch in Kontakt gebracht. Nach einem Gespräch meinte er, dass ich alles wichtige gesehen hatte und so machte ich mich nach etwas mehr als 4 Stunden auf den Weg ans Meer, denn es fing an zu regnen in Tirana.
Den Abstecher nach Elbasan hätte ich mir sparen können. Eine mittelgrosse albanische Industrie-Stadt. Nach einem Espresso ging es dann auch weiter nach Vile-Boshtove an den Strand. Der Espresso und WiFi Stopp entwickelte sich auf diesem Trip zu meiner Routine. Espresso in Albanien kostet zwischen 50 und 80 ALL, also weniger als ein Euro. WiFi war fast immer gut und die "Tualet" waren OK.
Rakip, der Besitzer vom Restaurant Rakip am Strand, spricht ein wenig Deutsch und hat während einem Bier mir seine Zeit in Deutschland so gut es ging beschrieben. Ich durfte neben seinem Restaurant übernachten. Die anderen Restaurants waren noch nicht für die Saison vorbereitet und so gab es nichts zu Essen. Aber der Strand ist riesig und es schien die Sonne. Gibt es etwas schöneres als einen Sonnenuntergang am Meer. Zwar nicht alleine, denn es standen am Abend 2 weitere deutsche Vanlifer neben mir.
Am nächsten Tag rückte eine Bagger an und aus meiner kleinen Idylle wurde eine Baustelle. Da es keine direkte Küstenstraße gibt, die wie in Spanien, Frankreich oder Italien mit Autos voll gestopft ist, fuhr ich die 80 km nach Topoje bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad entlang der SH4.
Wenn der Strand bei Vile-Boshtove schön ist, dann ist der Strand vor Topoje eine Wucht.
Ich hatte das Gefühl, dass ich nach den paar Tagen in Albanien schon viel mehr gesehen und erlebt hatte, als auf meinem ganzen Trip durch Montenegro. Montenegro im Rückblick war ein verschlafenes Land, dass wahrscheinlich auf die nächste Saison wartet. Albanien strotzt nur so vor Leben im Vergleich dazu.
Etwas was sich schwer beschreiben lässt ist der Wind. Albanien war windig im April. So windig, dass ich zum Teil im Dog.O.Mobil gefrühstückt habe.
Ich wollte nach den paar Tagen an der Küste etwas mehr in die Hügel und Berge, auch weil ich sonst relativ schnell an der Griechischen Grenze wäre. Ich hatte mir Berat, die Stadt der 100 Fenster als Ziel ausgesucht. Auf der Fahrt dorthin über die SH73 war monoton und schon fast langweilig, deshalb beschloss ich bei Roskovec abzubiegen und über die Hügel zu fahren entlang des Shpirag. Ich kam bis Ngjeqar. Schon vorher war die Straße nicht mehr geteert gewesen, aber in Ngjeqar wurde es dann eine Straße für 4x4 Fahrzeuge. Bei einem Bauernhof strich ich dann die Segel und habe aufgegeben.
Nur mit Hilfe des Bauern, konnte ich auf seinem Hof wenden. Mit etwas Verzögerung kam ich dann in Berat an. Die Stadt ist schön gelegen, man kann ein paar Bilder machen und einen türkischen Mokka trinken, aber das ist es schon auch.
Ich hatte mir ein paar Stellplätze an der SH74 ausgesucht, aber auch das war an dem Tag kein Glücksgriff. In Drobonik, hört die geteerte Straße auf und schon die ersten paar Hundert Meter zogen mir den Zahn. Ich gab auf und fuhr Richtung Berat zurück. Oberhalb von Berat verbrachte ich die Nacht.
Aber auch das war eine interessante Erfahrung. Mir war schon vorher aufgefallen, dass Albaner abends spazieren gehen. Es war beeindruckend wieviele an diesem Abend an meinem Stellplatz vorbeigewandert sind.
Das orthodoxe Ostern hab ich dann in Himare an der Küste verbracht. Netter kleiner Zeltplatz mit Waschmaschine. Waschen war angesagt.
Der Livadi Strand war der erste saubere, und ich meine wirklich saubere Strand
Warum also habe ich den Titel „Gegensätze ergeben ein neues Bild“ verwendet? Es beginnt auf der Straße, wo High-End-Luxusautos aller Markenneben Esel- und Pferdegespannen zu sehen ist. Als ich mich Shkoder näherte, sah ich als erstes ein Hotel und Restaurant in bizarrer moderner Architektur und wenige Kilometer später erlebte ich die Mischung aus modernen Wolkenkratzern und verfallenen Gebäuden. Wenn man durchs Land fährt, sieht man KFC und mexikanische Restaurants und daneben eine altmodische Bar, wo die Männer morgens ein Glas Tee trinken. Man sieht einen Mangel an Investitionen in grundlegende Infrastruktur z.B. Müllabfuhr, aber zum geleichen Zeitpunkt sieht man Freizeitparks, Hotels und Tankstellen die wie Pilze aus dem Boden schießen. Das ist für mich Albanien, ein Land im Umbruch